Pünktlich zum Wochenende hat der Wind den ganzen schönen Pulverschnee, der unter der Woche fiel, zerstört. Freitag morgen sei es wohl noch kalt und fluffig gewesen in Engelberg, dann kam aber auch noch die Wärme dazu. Die Zielfindung für die samstägliche Skitour gestaltet sich also nicht ganz trivial. Nordhang, tiefer als 2500 wegen Wind, möglichst weit im Norden, und aber auch nicht zu tief unten wegen der Wärme. Freitag gegen 23 Uhr entscheide ich schliesslich auf Fluebrig; der ist wenigstens schön nah und war am Freitag wohl noch unverspurt.
Thomas und ich merken beim morgentlichen 5km Hatsch am Wägitalersee entlang dann auch schnell, warum man diese Tour normal nicht mit dem ÖV macht. Anyway, dann müssen wir halt schneller laufen, was wir dann auch ganz gewaltig tun. Trotz meiner massiv stollenden (Drecks- KOHLA) Felle machen wir 700-800Hm pro Stunde und sind dann auch relativ schnell am Skidepot. Als ich Thomas gerade davon überzeugt habe, dass wir uns die First Line schnappen sollten und auf den Gipfel erstmal verzichten, fahren 2 Leute in meinen schönen Pulverhang. Jetzt beeilen wir uns noch mehr, bevor noch mehr Leute auf die selbe Idee kommen und fahren die oberen 300Hm in ca 30 Sekunden und 10 Kurven runter. Wieder einmal muss ich erkennen, dass die klassischen SAC Bögeli wohl doch einen längeren Genuss und etwa 10 mal soviele Kurven erlauben würden. Aber wir sind ja noch nicht fertig. Wieder anfellen und zurück zum Skidepot. Diesmal klettern wir noch auf den Gipfel und geniessen nun fast allein das Flachlandpanorama.
Unter uns lacht das Chli Sienen Couloir mit seinen immerhin 600Hm, dessen Ausfahrt leider nicht einzusehen ist, und recht steil aussieht. Irgendwann ist da doch mal jemand runter gefahren... Genauer Kartencheck bringt uns auch nicht viel weiter, aber wir wollen es auf einen Versuch ankommen lassen. Hochlaufen kann man immer wieder. Dass mittlerweile auch meine Ski stollen, und die Regenkruste unter dem Pulver spürbar wird, verdirbt mir den Fahrspass etwas, aber das Ambiente wird immer genialer. Eng und steil zieht das Couloir Richtung Sihlsee. Bald geht es nur noch mit Umspringen und Abrutschen weiter. Die letzten 20m können wir immer noch nicht einsehen, und links und rechts sind alles hohe Felsbänder. Jetzt wieder alles hoch wäre doch recht spassfrei. Die Engstelle kommt näher, und ist tatsächlich nur ein ca 3m Drop in einen 45 Grad Hang darunter. Mit Pulver und breiten Ski sicherlich sehr geil, traue ich mich den Sprung hier aber nicht. Steckenbleiben im Pappschnee mit viel Speed ist schlecht fürs Knie. Gottseidank hab wir insgesamt ein Paar Steigeisen dabei und meinen Grivel Pickelstock. So geht die kurze Kletterpartie easy und ich reiche Thomas das Zeug an zusammengebunden Skistöcken hoch. Leider leider stehen unsere Turnschuhe aber nicht am Sihl- sonder am Wägitalersee. Der Schnee ist mittlerweile so klebrig, dass fast gar nix mehr läuft. Was bleibt ist also eine kurze mühsame Abfahrt, ein mühsamer Gegenaufstieg, noch eine mühsame Abfahrt und der Hatsch am See entlang zurück zum Postauto. Trotzdem: Schöne Tour und sehr eindrückliches Couloir, und das alles in Sichtweite von Zürich.