Schon seit 3 Wochen schielen Moritz und ich auf eine Nordwandbegehung mit möglichst viel schwierigem Kombigelände, um danach dann endlich guten Gewissens in den Felssommer zu starten. Immer wieder macht das Wetter aber einen Strich durch die Rechnung. Schliesslich kündigt sich dann doch noch ein stabiles Hoch an, allerdings haben wir nur einen Tag Zeit. Das grosse Ziel Gletscherhorn passt da leider nicht rein, aber im Lötschental bieten sich ein paar Alternativen an, die sich vom Tal aus an einem Tag machen lassen.
Rund 6 Wochen nach meiner Breithorn-Befahrung schlagen wir also wieder an der Fafleralp auf. Mittlerweile ist einiges los, und man kann nicht so einfach auf dem Parkplatz biwakieren. Wir gehen also noch 10min weiter bis zu einem kleinen Lärchenwald. Noch haben wir uns nicht entschieden, welche Wand wir eigentlich machen wollen. Die 700Hm Nordwand des Lötschentaler Breithorn sieht eindrücklich aus, wie verzichten aber wegen dem recht komplizierten Abstieg, Die Lonzahörner links daneben haben mit 1000Hm die höchste Wand. Da diese aber auf 2500 anfängt, ist der untere Teil schon recht aper und sieht wenig interessant aus. Schliesslich entscheiden wir uns für das Breitlauihorn.. 900Hm Wandhöhe, immer noch recht eingeschneit, dazu ein recht direkter Abstieg.
Um 2.45 laufen wir los und kämpfen uns erst auf kaum sichtbaren Wegspuren, schliesslich weglos durch Blaubeersträucher, Alpenrosen und über grasige Moränen bis auf 2400 der Schnee anfängt. Steigeisen ran, Gurt an und weiter bis die Wand immer mehr aufsteilt. Auf 2800 wechseln wir nach gesamt 3h dann auf zwei Eisgeräte und hängen uns mal profilaktisch Eisschrauben und Cams an den Gurt. Erstmal gehts aber seilfrei weiter.
Das grosse Couloir ist von tiefen Lawinenrinnen geprägt. Die Durchschnittsneigung ist 45-50° wobei kurze steilere Aufschwünge mit kleinen Podesten abwechseln. Der Schnee ist hart und ausreichend und wir kommen recht schell vorwärts. Im Mittelteil wird der Schnee weicher und wechselt zu einem gedeckelten Pulver. Die Zacken greifen natürlich nicht mehr so gut, aber bei dieser Steilheit ist das immer noch OK. Vernünftig sichern liesse sich eh nicht, so dass die Seile weiterhin im Rucksack bleiben. Auf 3400 kommt die vermeintliche Schlüsselstelle der Wand. Normalerweise eine heikle Kombistelle, um in das Ausstiegscouloir zu gelangen. Bei uns ist aber alles perfekt eingestellt. Kurz wirds um die 55-60°C, dann sind wir aber schon im Couloir, welches weitere 200Hm zum Gipfelgrat zieht. Nun ja. Nach nur 3h Wand steigen wir also um 9Uhr in die Sonne auf den Gipfelgrat aus und wissen nicht recht ob wir uns ob der schnellen Begehung freuen, oder aber darüber ärgern sollen, dass es eigentlich viel zu leicht war. Schön hier oben zu sein, ists aber auf jeden Fall. In wenigen Minuten gehts weiter auf den Gipfel wo wir erstmal genüsslich päuselen.
Der Abstieg gestaltet sich zwar straight forward aber doch recht mühsam. Auf hartem steilem Schnee gehts über den Loibinbachgletscher nach unten. Die Spalten sind grossteils vom Lawinenschnee gefüllt, aber das steile Abwärtsgehen geht mächtig in die Beine. Ich erinnere mich wieder warum ich eigentlich keinen Bock auf Hochtouren mehr ab. Ein Königreich für Ski. Anyway. Irgendwann ist auch das geschafft, wir packen die grossteils unbenutzte Eisausrüstung wieder in den Rucksack und stolpern die verbleibenden 600Hm ins Tal, wo uns tropische Temperaturen und eine Terasse mit kühlen Getränken empfangen.
Fazit: Bei diesen Verhältnissen mit moderner Ausrüstung eine nicht all zu schwere Tour. Statt den im SAC Führer angegebenen 9-13h ab Fafleralp haben wir 6 gebraucht. Auch recht. Insgesamt würde ich mir die Wand wohl mit Ski zu trauen und sicherlich einmal einen Versuch wagen. Die Steilheit wäre machbar. Der Schnee sollte dann aber wesentlich ebener und weniger lawinenzerfurcht sein. Nächstes Jahr.