Endlich einmal eine Route in der imposanten Gondoschlucht. Trotz August und Sonne pur plädiert Javi gegen eine Route in der schattigen Nordwand. Diese Südländer. Wir entscheiden uns deshalb für Mister Magoo -7a, an der südorientierten Sentinella Wand oberhalb Gondo Dorf, eine Route über deren perfekten Handriss mir Huwi schon vor gefühlten 10 Jahren vorgeschwärmt hatte. Nach nur 10min Zustieg stehen wir unter der Wand, welche mit Dächern und Bändern gespickt fast senkrecht nach oben zieht.
1.SL 6b - 40 Meter bestehend aus mehreren boulderigen Aufschwüngen mit schmalen Absätzen dazwischen. Erste schwierige Stelle in der Mitte wo nach 3m Piazz erst ein Cam gelegt und dann nach rechts traversiert werden muss. Die tatsächliche Schlüsselstelle kommt aber kurz vor Schluss. Ein weiterer senkrechter Aufschwung bietet oben nur Sloper und ich bin extrem nah am Aufgeben bevor ich endlich das Quarzloch im Sloper entdecke und hochmanteln kann.
2.SL 6b - 15m überhängende Rissverschneidung in deren Grund es sich aber hervorragend Jammen lässt. Dann etwas geneigteres Gelände bis es wieder kurz vor Schluss einen tricky Mantle Move gibt an dem man wegen dem Band darunter besser nicht stürzen sollte.
3. SL 6c - auf einer Platte geht es nach links an einen Überhang. Aufstehen an zwei kleinen Griffen geht noch ganz gut aber schon beim Klippen des Bolts dreht es mich fast raus. Richtig schwer wirds aber erst jetzt. Rechts auf Schulterhöhe voll blockieren, mit dem linken Fuß weit links oben antreten und das Gewicht soweit über den Fuß schieben bis man irgendwann einen guten Seitgriff mit der linken Hand zu fassen bekommt, sich hochziehen und schliesslich die Füße sortieren kann. Schon jetzt pumpt es gewaltig aber man könnte von dem Seitgriff eigentlich gut klippen. Leider ist der Bohrhaken 30cm zu hoch und ich komme nicht ran. Der nächste Move ist bedeutend wackliger und führt nur zu einem Sloper. Ich kralle mich dran, kämpfe um den onsight, will klippen, bekomme aber in diesem Moment wegen all dem Geraffel am Gurt keine Expressschlinge sonder einen Cam in die Hand, muss diesen wieder zurück hängen und eine Expresse nehmen und diese klippen…. und greife schliesslich entkräftet in die Schlinge um das Seil einzuhängen. Schade. Wäre der Bohhaken doch nur ein klein wenig weiter unten gewesen…
4. SL 6a - Die erste Easy Länge.
5. SL 6b - Wow. Da ist er nun der berühmte Handriss. Schon die Aussicht vom Stand ist fett. Nach einer kurzen Traverse zieht eine Riesen -Schuppe 20 Meter fast senkrecht nach oben. Nach links mit scharfer gezackter Kante und eben dem Riss in perfekter Handbreite. So in etwa muss die Pancake-Flake an der Nose sein. Die Schuppe klettert sich unglaublich geil - allerdings aber gerade wegen ihrer scharfen Kante eigentlich wesentlich besser als Piaz als als Handriss, da immer wieder Ruhepositionen kommen und die Kante sich überall perfekt greifen lässt. Mal beide Füße rechts der Kante, mal einen links und einen im Riss, mal beide Hände in Piazz Stellung, mal mit der rechten Stützen und ab und zu ein Jam um einen Cam zu legen. Es ist viel zu schnell vorbei. In weniger als 2 Minuten bin ich oben. Wie ein Kind auf dem Spielplatz habe ich ausgesehen meint Javi nachher. Zum Schluss dann noch der obligatorische expo Mantle mit Band drunter zum Stand. Trotzdem. Eine der geilsten Seillängen ever.
6. SL 6b - eigentlich nur eine kurze Einzelstelle an einer Steilplatte. Die hat es aber gewaltig in sich und ich bin froh als bekennender Plattenhasser nicht vorsteigen zu müssen.
7. SL 7a - wieder eine Hammerlänge, die entfernt an die Nose erinnert (obwohl ich diese natürlich nur von Bildern kenne), diesmal als Miniaturausgabe des Great Roof. Zuerst gehts atlethisch ein paar Meter nach oben unter ein erstes horizontales Dach in dessen Winkel es einen Fingerriss gibt. Auf Gegendruck traversiert man unter diesem 2 Meter nach links wo das Dach wie eine umgekehrte Treppe kurz zu einer senkrechter Verschneidung wird bevor es 2 Meter weiter oben wiederum zum Dach wird. Der erste Dach Abschnitt bietet noch einen Tritt für den Start ganz rechts und einen ganz links um das senkrechte Zwischenstück zu beginnen. Wie immer in einer 7a glaube ich von vornherein nicht an den Onsight und erlaube mir einen kurzen Hänger an dieser Stelle. Mit etwas mehr Kraftausdauer wäre es aber wohl gegangen. Der zweite Teil ist noch ein bisschen schwieriger da komplett trittlos. Ein paar kräftige Piazzmoves am senkrechten Fingerriss, dann in den Riss unter dem Dach greifen und die Füsse verdammt weit hochstellen, um überhaupt Gegendruck aufbauen zu können. Dann ein paar seitliche Moves unter dem Dach mit viel Körperspannung bis man irgendwann die nächste Ecke der umgekehrten Treppe in der Hand hat und sich schliesslich in einen guten Handjam rettet. Dann atlethisch aber leicht zum Stand. Sehr sehr fett.
Wir seilen drei mal gestreckte 60m über die Route ab und bewundern noch einmal die Kletterstellen. Was für eine geile Route. Der schwarze Fels im unteren Teil ist mittlerweile kochend heiss. Uns ists egal, schliesslich lockt ein kühles Bier nur 5 Minuten Abstieg entfernt.