Nach dem entäuschenden zweiten Tag in Madarao, entschliessen wir uns, noch am
Abend nach Tenjin zu verschieben. Für Thomas und Samuel ein leichtes dank ihres
kleinen Mietautos – für uns dagegen mal wieder eine beschwerliche Reise mit dem
Zug. Besonders schwer wiegt dass wir in Takada in einen früheren Shinkansen Zug
den Super-Toki steigen, welcher unter dem gesamten Gebirge durch einen grossen
Tunnel fährt. Also wieder zurück, leider erwischen wir nun einen noch
schnelleren Super-super-Toki, der bis Tokyo-Omaya gar nicht mehr hält. Wieder
umsteigen, wieder zurück. Mit 3h Verspätung kommen wir dann aber auch
irgendwann an den kleinen Bahnhof, von wo uns Thomas abholt und zur
Freerider-Lodge bringt. Es schneit wieder stark.
Der nächste Tag sollte einer meiner
besten Freeride Tage ever werden.
Alle Gäste der Lodge sind nur für eines
hier: Powder. Die Atmosphäre ist aber sehr entspannt und gemeinsam werden wir
am nächsten Morgen zur Gondel chauffiert. Im Gegensatz zu fast allen Ressorts
auf Honshu ist der Berg in Tenjin an der Baumgrenze nicht fertig sondern geht
erst richtig los. Der Tanigawadake ist etwa 600Hm höher als der Toplift, und
über einen langen Rücken im Aufstieg zu erreichen. Mehrere Gruppen Japaner sind
auf dem Weg dorthin. Ohne Ski dafür mit riesigen Rucksäcken und Steigeisen.
Gemeinsam mit Dan aus England und Jesper aus Schweden machen wir uns auch auf
nach oben. Grossteils folgen wir der Spur der Bergsteiger und tragen die Ski
auf dem Rucksack. Nach 10min kehrt Curly um, weil er vor der Abfahrt zu viel
Respekt hat, wir gehen weiter. Rechts des Rückens bieten sich grosse offene
Faces der Südflanke für Bigmountain Lines an, aber Jesper, der den Winter hier
verbringt, bedeutet uns noch zu warten und weiter zu gehen. Am Vorgipfel öffnet
sich erstmals der Blick in die noch wildere Ostflanke. Unverspurt und riesig.
Die anderen wollen noch zum Hauptgipfel aber ich habe keine Geduld mehr.
Während mich Thomas und Jesper vom Vorgipfel beobachten, steche ich in den
Hang. Die nächsten 700Hm sind ein einziger Pulvertraum. Kontinuierlich zwischen
30 und 35°, dazu 50cm Powder. Keine Spur weit und breit und dazu breite Ski.
Perfekt. Ich fahre alles am Stück bis die Beine fast explodieren. Wahnsinn.

Ziemlich lange muss ich warten bis die anderen kommen, alle mit einem Riesengrinsen. Wir traversieren zur Gondel zurück und fahren wieder hoch. Während die anderen gleich nochmal hoch wollen, warte ich auf Curly und mache mit ihm ein paar Runs unter der Gondel. Weniger spektakulär aber auch in unverpurtem Superpowder.

Ziemlich lange muss ich warten bis die anderen kommen, alle mit einem Riesengrinsen. Wir traversieren zur Gondel zurück und fahren wieder hoch. Während die anderen gleich nochmal hoch wollen, warte ich auf Curly und mache mit ihm ein paar Runs unter der Gondel. Weniger spektakulär aber auch in unverpurtem Superpowder.
Es ist mittlerweile 3 Uhr und ich überrede Curly seinen letzten Tag doch noch mit einer unvergleichlichen Abfahrt zu krönen. Gemeinsam gehen wir also nochmal Richtung Gipfel. Kurz vor dem Gipfel holen uns Thomas und Samuel ein, bereits auf ihrer dritten Runde. Gemeinsam gehen wir zur Abbruchkante der Ostwand.
Curly nimmt die Line, die ich am Morgen gefahren bin, welche mittlerweile aber fast 10 Spuren hat. Thomas und Samuel haben sich ein steiles Spine ausgesucht, welches sie beim zweiten Run ausgecheckt hatten. Ich nehme noch ein Spine weiter rechts. Was folgt ist die vielleicht beste Abfahrt meiner Skikarriere, eine Line wie man sie sonst nur aus Alaska-Skivideos kennt. Auf dem Spine geht es nach unten, 45° mit kurzen stücken ein bisschen steiler. Das Ganze in 1m tiefen Champagne Powder!! Links und rechts rauscht der Sluff in tiefeingeschnittenen Couloirs, aber solange man auf dem Spine fährt kein Problem. Ich sehe Thomas und Samuel 50m weiter links in einer ähnlich exponierten Line. Wir fotografieren uns gegenseitig. Nach einer Weile bricht mein Spine in grossen Cliffs ab, dafür sieht man unten den Ausgang des Couloirs. Unten, ganz tief unten irgendwo sehe ich Curly warten. Ich mache zwei vorsichtige Schwünge und fahre dann die letzten 100Hm des Couloirs fast Stright-Line um vor dem Sluff zu bleiben. Ich schreie vor lauter Stoke. Rechts noch einen Drop mitnehmen, dann noch 2 grosse Full-Speed Turns. Kurz darauf hört man zwei weitere Freudenschreie und Thomas und Samuel kommen angerast. Keiner von uns kann richtig fassen was gerade passiert ist. Aber alle drei sind wir uns einig. Das war the Line of our Life.
Der Stoke hält mehr oder weniger den
ganzen Abend an. Immer wieder erzählen wir von der Abfahrt, vergleichen Fotos.
Curly macht sich am nächsten Tag auf nach Tokyo um noch zwei Meetings
mitzunehmen, bevor wir uns zum Rückflug treffen. Ich hoffe auf noch einen
solchen Tag und mache mich wieder mit Thomas, Samuel und Jesper zum
Tanigawadake auf. Ich plädiere dafür, noch einmal ein solches Spine zu fahren,
doch die anderen wollen die Rückseite des Berges erkunden. Mühsam traversieren
wir also mit aufgebundenen Ski die 3 Gipfel des Berges, nur umzusehen, dass es
auf der Rückseite doch tatsächlich ein paar Spuren gibt. Heliskier? Die Abfahrt
ist Ok aber nicht besonders. 20cm Pulver, eher flach, und deshalb auch viel zu
schnell vorbei. Dafür aber umso mehr Schieben um zur Gondel zurückzukommen.


Vergeblich versuche ich die anderen zu überreden nochmal mit hoch zu kommen. Schliesslich nehme ich die Gondel allein, begnüge mich aber mit 3 Runs im Ressort, die immer noch erstaunlich viel Powder haben, und nochmal einige letzte Faceshots bereithalten. Dann lasse auch ich es gut sein. Danke Japan.
Vergeblich versuche ich die anderen zu überreden nochmal mit hoch zu kommen. Schliesslich nehme ich die Gondel allein, begnüge mich aber mit 3 Runs im Ressort, die immer noch erstaunlich viel Powder haben, und nochmal einige letzte Faceshots bereithalten. Dann lasse auch ich es gut sein. Danke Japan.