Montag, 31. März 2014

Dom 4545m - Die längste Abfahrt der Schweiz

Seit 2 Wochen scheint die Sonne, das erste stabile Hoch seit Dezember. Längst ist aller Pulver weg, und man kann sich getrost den hohen Zielen zuwenden. Schon länger spukt mir die Idee im Kopf herum, im Frühling mit Ski auf die Domhütte zu gehen und von dort aus den Dom , noch wichtiger aber das Täschhorn zu versuchen. Wegen der überdurchschnittlichen Schneelage um Zermatt in diesem Jahr, mache ich mir sogar Hoffnungen mit Ski auf die Hütte zu kommen - und nicht wie sonst üblich 1500 Hm die Ski über den Sommerweg hochzutragen. 
Javi lässt sich relativ leicht für die Idee gewinnen, so dass wir uns wie so oft am Bahnhof Visp treffen. Nach ewiger Parkplatzsuche in Randa, gehen wir reichlich spät um 12 Uhr mittags los. Schon von der Strasse aus lässt sich eine mögliche Line erahnen, die nicht dem Sommerweg folgt sondern den Festigletscher in einem grossen Rechtsbogen erreicht. 
Die Schneelage ist ab Randa top, und das Tal des Dorfbachs ist üppig eingeschneit. Bei 1900 halten wir uns rechts und beginnen den Aufstieg durch das riesige N-Couloir, das vom Grabengufer herunterzieht. 500Hm konstant 35° in leicht angesulztem Schnee, bis wir bei 2400 nach links erst auf einen Rücken und dann in ein weiteres Couloir in Richtung P2598 traversieren. 
Auf dem Rücken über dem 500Hm Couloir. Gegenüber das Weisshorn
Beim Übergang ins zweite Couloir.


Kurz vor den Platten auf den Festigletscher

Am Chli Haupt ca 3050

 Die Hänge werden wieder etwas flacher und laufen in Richtung der Gletscherschliffplatten am Ende des Festigletschers. Hier wird sich entscheiden ob unser Plan aufgeht. Und siehe da, es geht. Für 2 Meter müssen wir die Ski abschnallen und mit den Skischuhe über die Platten eiern. Dann aber öffnet sich das Gelände wieder und wir stehen auf der Zunge des Festigletschers. Wir traversieren hinter dem Chli Haupt durch bis die Domhütte wieder in Sicht kommt. Felle weg und 100Hm durch mittlerweile recht durchweichten Schnee zur Hütte.

Die Hütte hat 2012 einen modernen Anbau bekommen. Dies hatte leider zur Folge, dass der Winterraum in den Schuhkeller verlegt wurde, und so ziemlich das amseligste ist, was ich in den Schweizer Alpen bisher gesehen hab. Pritschen ohne Matrazen statt Betten, viel zu wenige alte Wolldecken, keine Hausschuhe, keine Kochutensilien oder Besteck. Dafür aber 30CHF Gebühr - eine Frechheit.
Gottseidank haben wir einen Kocher und einen Löffel dabei und können etwas essen. Am Abend und in der Nacht frieren wir aber ohne Ende, so dass wir ohne geschlafen zu haben doch froh sind um 5 aufstehen zu können um beim Laufen warm zu werden. 
unisolierte Pritschen der Domhütte.
 Noch haben wir uns nicht für Dom oder Täschhorn entschieden. Auf 3400 auf dem Festigletscher kommt die Täschhorn Nordflanke dann erstmals richtig ins Blickfeld - und präsentiert sich leider reichlich blank. Vergeblich versuche ich Javi von der Machbarkeit zu überzeugen. Nach kurzer Diskussion gehts dann doch weiter Richtung Festijoch und Dom.
Die 100Hm zum Joch schultern wir die Ski, mühsam, wegen der nicht ganz tragfähigen Kruste und den Mixed Passagen. Auf der anderen Seite eine kurze Abfahrt bis wir uns an die verbleibeneden 900 Hm machen. Ewig zieht sich der Aufstieg über die Nordflanke hin. Immer häufiger werden die Verschnaufpausen. Irgendwann sind wir dann doch am Vorgipfel 4479, wo sich nun das Täschhorn von oben präsentiert. Mal wieder hatte Javi recht, zu eisig und zerklüftet wäre der Aufstieg dort gewesen.
Die ltzten 80Hm sind 45° steil. Die Ski kommen auf den Rucksack. Der Schnee ist so hart, dass gerade mal die Frontzacken greifen. Um halb 1 sind wir schliesslich oben. Es ist fast windstill und wir sitzen auf über 4500m im März im Softshell da. Ganz allein, nicht wie im Sommer mit 100 anderen. Fett.
Dom Westwand und Täschhorn über der Festi-Kin-Lücke

Festijoch. 

Täschhorn vom Dom Vorgipfel

Gipfel. Das Matterhorn zu Füssen

Gipfel.
 Die ersten 100Hm der Abfahrt sind wie erwartet schwer aber doch besser fahrbar als zu Fuss abzusteigen. Danach macht vor allem der unebene Windharsch zu schaffen. Trotzdem stehen wir nach 20min wieder utner dem Festijoh und beginnen den letzten kurzen Aufstieg des Tages. Die Südseite des Festijochs hat sich mittlerweile in bodenlosen Sumpf verwandelt, so dass wir uns fürs Abseilen entscheiden, was zwar dauert aber doch sicher ist. Nach 3mal 30m sind wir unten auf dem Festigletscher. Nun beginnt der Spass in perfektem Sulz.Immer noch 2200Hm bis unten, und wir lassen es es krachen :-)
Erst kurz vor dem Grund des Dorfbaches wird der Sulz langsam zu schwer. Immer noch gut fahrbar alles. Javi legt noch einen eleganten Abgang beim Sprung über den Bach hin, und um 15 uhr schnallen wir die Ski direkt neben dem Auto ab. 3200Hm Abfahrt liegen hinter uns. Mehr geht in der Schweiz nicht.
Dom Gipfelflanke. 45° und eisig zu Beginn, dann flacher aber immer noch hart.

Die ewig lange Dom Nordflanke

Ab jetzt im perfekten Sulz. Noch 1500Hm bis Randa

45° im Zwischencouloir.

Die nächsten 500Hm werden in 1 Minute vernichtet. Geil.

Javi nach dem missglückten versuch über den Bach zu springen.

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