Mittwoch, 8. Oktober 2014

Mönch - Lauper-Route TD-

Eiger und Mönch von der kleinen Scheidegg
Schon den ganzen September über liest man von den Traumbedingungen, die wohl in so ziemlich allen Nordwänden herrschen sollen. Obwohl ich fast wöchentlich tolle Touren im Fels mache, stellt sich dieses bekannte Unzufriedenheitsgefühl ein, gerade etwas zu verpassen. Schliesslich kann ich Valery davon überzeugen, dass wir nach einer harten Kletterroute eh einen Ruhetag bräuchten und diesen dann doch auch gleich für einen Hüttenzustieg mit anschliessender Nordwand nutzen können.
Valery fährt also von den Wendenstöcken direkt Richtung Berner Oberland und übernachtet auf dem Campingplatz. Ich nehm den Zug von Meiringen nach Zürich, da wir über Nacht Gäste erwarten. Am nächsten Vormittag dann also mit Eis- statt Felsausrüstung wieder los mit dem Zug. Wir treffen uns in Lauterbrunnen und nehmen die Jungfraujochbahn zur Station Eigergletscher. Die Bedingungen in der Mönch Nordwand sehen verdammt gut aus. Runter, rüber, rauf, nach 2h kommen wir auf der Guggihütte an. 2 Seilschaften sind schon da, die aber den Nollen machen wollen. Wir geniessen die Abendstimmung auf dieser einmalig gelegenen Hütte. Beim Blick nach Nord-Westen wähnt man sich im Flugzeug, wären da nicht die Geräusche von abbrechenden Seracs tief unten auf dem Guggigletscher. Eine wilde Umgebung. Während wir uns vollfressen, kommen noch 2 weitere Teams mit dem Ziel Lauper-Route. Naja. Auch egal. Einer hat zumindest einen Tipp, wie der Abstieg in den Gletscherkessel zu finden ist.


Abendstimmung an der Guggihütte

Vollmond über dem Jungfraujoch

Um 4Uhr laufen wir als erste von der Hütte los, erstmal ohne Steigeisen, was sich als falsche Entscheidung herausstellt. Die erste Querung ist leicht vereistes Geröll, so dass wir trotz der Wegspuren gewaltig rumeiern. Nach 200 Hm nimmt der Schnee zu und wir legen die Eisen für den Rest des Tages an. Auf 3100 kommen 2 kleine Plateaus bevor der Grat wieder Richtung Nollen aufsteilt. Natürlich folgen wir den falschen Spuren und sind zu hoch. Also wieder zurück bis wir ein paar Spuren finden, die Richtung Gletscherkessel steil nach unten führen. Es liegt gerade ausreichend Schnee und der Abstieg, vor dem ich viel Respekt hatte, geht erstaunlich leicht. Wir queren den Kessel und beginnen die Felsstufe, die hoch zum grossen Firnfeld und Richtung Lauperroute führt. Der Fels ist unangenehm geschichtet, teilweise leicht vereist und lässt sich nur schwer absichern. Wir beginnen am kurzen Seil, wechseln für 50m aber dann doch auf Standplatzsicherung. Dann geht es das grosse Firnfeld ca 45° und 150Hm nach oben bis an den Beginn des Bandes, das zu den Schlüsselstellen führt.

das Band in Richtung Schlüsselstelle.


das Band in Richtung Schlüsselstelle.
Das Band hat recht guten Trittschnee ist aber doch ziemlich exponiert. Wir gehen gemeinsam am langen Seil und ab und zu lässt sich ein Cam platzieren. Nach 100m Querung kommt die erste Schlüsselstelle, eine M4 Verschneidung, mit reichlich Schnee und Eis. Natürlich bin ich mit Vorsteigen dran, was aber ganz gut geht. Ein paar alte Haken schonen die Nerven. Oben gibt es den ersten gescheiten Rastplatz seit langem, direkt unter dem brühmten Schulterstand-Dach der Lauper-Route. Mittlerweile haben die beiden anderen Seilschaften zu uns aufgeschlossen und wir lassen eine passieren, um endlich etwas essen und trinken zu können. Der Ausblick nach Norden ist gewaltig.

im Ausstieg aus der M4 Crux

Unter dem Schulterstand-Dach.

Heutzutage macht kaum einer mehr einen Schulterstand - wie auch mit Steigeisen? Stattdessen hängen über das Dach ein paar Fixschlingen, in die man mit einem Frontzacken hineinsteht, sich hochzieht, und dann mit einem Foothook auf das Dach aussteigt. Noch ein paar wackelige Moves, dann kommt ein guter flacher Stand.

Unter dem Schulterstand-Dach.

Auf dem Schulterstand-Dach. Tiefblick nach Lauterbrunnen

Der Blick auf die verbleibenden 500m öffnet sich. Bei Ausaperung ist hier extrem heikles Gelände, 50° Platten fast ohne Sicherungsmöglichkeit. Nun liegt etwa 10cm Trittschnee auf dem Fels. Gerade genug um zügig hoch steigen zu kennen, nur sichern lässt sich halt nicht. Wir packen das Seil in den Rucksack und gehen das steile Firnfeld in Richtung Lauperrippe. Bei Firn Verhältnissen im Mai/Juni würde man nun in das Couloir rechts der Rippe wechseln und in 50° Trittschnee zum Grat sprinten. Jetzt im Oktober zeigt sich das Couloir sehr eisig und wir haben wenig Lust in unzähligen Seillängen und mit viel Geschraube und glühenden Waden da hoch zu gehen. Wir halten uns deshalb an die Rippe, welche festen und gut absicherbaren Gneis bietet, grossteils 3er Gelände.

guter Trittschnee auf den Gneisplatten

Der Grat kommt immer näher und schliesslich taucht die Gneisrippe in den Firn ein. Noch einmal gilt es die Zähne zusammen zu beissen und trotz dünner werdender Luft nicht zu viele Pausen zu machen, als wir in guten Trittspuren der Himmelsleiter in Richtung Grat folgen. Der Tiefblick ist gewaltig.

Ausstieg von der Lauperrippe

Ausstieg von der Lauperrippe


Dann der Schritt auf den Grat und wir stehen in der Sonne. Links die 300m hohe Nordost-Wand... auch einigermassen steil aber doch ziemlich klein gegenüber der Wand, durch die wir gerade gekommen sind. Dafür hätte die Nord-Ost Wand perfektesten Presspulver und schreit fast schon nach einer Skibefahrung. Kurz überlege ich mir, ob das nicht ne Idee für den Sonntag wäre, aber ganz so billig ist das Ticket zum Jungfraujoch dann eben doch nicht.
Nord Ost Wand
Gipfelgrat
Dem scharfen Schneegrat nach, stehen wir nach nochmal 150Hm auf dem Gipfel des Mönchs. Für mich das zweite Mal, nach dem wir 2008 mit Javi, Salva und Salome, mit Ski vom Vorgipfel über die Ostwand abgefahren sind.
Insgesamt haben wir 7 1/2 h gebraucht, wir sind zufrieden. Ca. 30 Normalweggeher sind auch schon da, was aber noch gar nix gegenüber den Hundertschaften ist, die man unten am Jungfraujoch sieht. Uns ists egal, bei solchen Touren ist der Gipfel ohnehin nicht der Höhepunkt. Nach kurzer Rast gehts der Riesenspur nach runter Richtung Ostgrat.

Normalweg im Abstieg
Ab und zu halten wir und studieren mögliche Skiabfahrten, bis wir nach einer Stunde auf die Autobahn einbiegen, die von der Mönchjochhütte zum Jungfraujoch führt. Ein kurzer Sprint bringt uns genau rechtzeitig mit 200 Chinesen auf den Zug, in dem uns zum ersten Mal an diesem Tag hinsetzen können. Perfekt. Wenn nur jeder Berg so einen komfortablen Abstieg hätte.
die Autobahn

Fazit: Insgesamt eine tolle Route. Das Ambiente ist schon gewaltig wenn man von der Station Eigergletscher Richtung Hütte losläuft und steigert sich mit jedem Höhenmeter. Die vermeintlich heiklen Stellen -der Abstieg in den Kessel, und die Platten nach dem Schulterstand- waren bei diesen Bedingungen kein Problem. Am heikelsten empfand ich die Kletterei vom Kessel zum Firnfeld, wobei wir dort wohl auch einen ungünstigen Weg erwischten. Für mich war das ganze als Akklimatisierung und Testpiece für grössere Nordwandrouten gedacht. So gut wie alles geklappt hat, geht da also hoffentlich noch was dieses Jahr. Valery ist mit seiner ersten richtigen Nordwand auch ziemlich zufrieden, auch wenn er in den Mixedpassagen froh war, nicht vorsteigen zu müssen.

Pffaffenhut - Sonnenkönig 6c

Das erste Mal in die Wendenstöcke. So viel gelesen, so viele Bilder angeschaut...der Respekt ist gross. Natürlich wollen wir deshalb mit einer der leichtesten Routen anfangen, eher plattig als überhängend, und wohl recht gut abgesichert: Der Sonnenkönig am Pfaffenhut. Los in Zürich um 6, um 8 loslaufen vom Parkplatz an der Wendenalp. Die Wände sehen schon von hier richtig beeindruckend aus. Die Wegspuren sind erst gut, dann immer weniger deutlich, aber es geht doch gut und zügig an den Wandfuss. Um 10 steigt Valery dann also in die erste SL ein:
1. SL 6a+ . Gleichmal ein schöner Kaltstart, bei dem man gut hinstehen muss. Wahrscheinlich kein Problem, wenn man eingeklettert ist, jetzt fühlt es sich aber doch noch recht wackelig an. An einem kleinen Bauch dann die Crux, die gleichmal Valery's onsight Ambitionen beendet. Im Nachstieg komme ich recht leicht durch.

2. SL 6a. Easy Länge mit langem aber einfachem Runout zum Schluss.

3. SL 5b. über den Kopf des ersten Pfeilers, leicht brüchig bis zum Beginn des nächsten steilen Aufschwungs.

4. SL 6c. jetzt gehts los. Es sieht richtig steil aus, leicht überhängend aber mit erstaunlich vielen Griffen. Und so ist auch die Kletterei. Immer wenn ich das Gefühl habe, dringend einen guten Griff zu brauchen, dann kommt auch einer. Alle 3 Meter ein Bohrhaken, und immer wieder eine Schüttelposition... geht das etwa onsight? In der Mitte kommt ein grosser Überhang mit No-hand-Rest auf dem Band darunter. Darüber zieht ein Riss durch eine kompakte leicht geneigte Platte. Direkt über den Überhang erscheint mir zu schwierig. Ich versuche es 2m weiter links. Hier geht es leichter, aber ein Sturz würde einen gewaltigen Pendler bedeuten...nicht dran denken. Auf abschüssigen aber rauhen Tritten muss ich also wieder zurück in Richtung Riss eiern, bis ich endlich den nächsten Bolt klippen kann. Puh. Es folgen ein paar schwierige Moves an kleinen Seitgriffen und Reibungstritten à la Rätikon bis zum Stand. Onsight! Juhu.

5. SL. 5c+. Valery bekommt mal wieder die leichte Länge.

6. SL 6b. Wieder sehr kompakt, mit kleinen Seitgriffen. Elegante Kletterei. Kurz bevor es leichter wird kommt die Crux. Ich kann mich nicht recht entscheiden, ob direkt oder erst nach rechts, und verbrauche zu viel Kraft. Also erstmal nach rechts und dann wackelig zurück queren. Ich versaue den Fusswechsel und suche verzweifelt nach einem guten Griff... den ich nicht finde. Wie in Zeitlupe öffnen sich die Finger, Abflug. Verdammt, mein schöner Onsight. Im zweiten Versuch gehts natürlich dann viel zu leicht.

7. SL 6a+. steil diagonal nach links oben, an eher kleinen Griffen. Valery steigt sehr souverän vor. Ich hab im Nachstieg etwas Probleme und komme grade so durch. Komisch.

8. SL 4b. Lange einfache Querung.

9. SL 6a+. In Erinnerung bleibt vor allem der grosse Überhang, der athletisch piazzend überwunden wird.

10. SL 6b. Erst versteh ich überhaupt nicht, wo und wie. Dann gehts rechts aber doch erstaunlich leicht, auch wenn die Haken etwas spärlicher sind. Für kleinere LEute wahrscheinlich deutlich schwerer, für mich im Vergleich leichter als so manche 6a Länge.

11. SL 6a+. Ohne Probleme bis zum Top auf dem Pfeilerkopf wo fast alle Routen enden... ausser unsere natürlich. 4 schwerere und 5 leichtere Längen würden ganz auf den Gipfel führen. Leider ist es mittlerweile fast 4Uhr und um 7 wirds dunkel. 20SL sind doch etwas zu viel Oktober. Wir verzichten und seilen zügig über die Piste ab.

Mitterweile liegt der ganze Berg im berühmten Wendennebel und wir müssen schon sehr genau hinschauen um die Wegspuren im Abstieg zu erkennen. Um halb 7 sind wir trotzdem beim Auto.

Super Route, tolle Kletterei. Ich habe richtig Lust bekommen auf mehr Wendenstöcke-Kletterei. Dann wohl gezwungener Massen etwas schwereres.. leichteres gibts nämlich fast nicht. Für dieses Jahr wars das aber wohl. Nächstes Jahr dann zurück mit etwas mehr Fingerkraft:-)




Im plattigen Ausstieg der Crux Länge.

Valery in der 7. SL.