Samstag, 25. April 2015

Altels West-Couloir D+



Und schon wieder. Nach 5 Tagen Sonne pur, ist für das Wochenende schlechtes Wetter vorhergesagt. Um der Frustration vorzubeugen muss also am Freitag unbedingt ein Eintäger her - was Ende April natürlich nicht ganz leicht zu finden ist. Zusammen mit Valery sitze ich dann also um 5.21 im Zug Richtung Kandersteg mit dem Ziel Altels Westcouloir - eine sehr schöne und selten befahrene Line. Und eben nach Westen orientiert, so dass man auch mittags noch ohne Nassschnee runter kommt. Die Seilbahn zum Sunnbüel, die wir gerne auch runter benutzen würden, fährt im April nur noch 3 mal täglich. Um 8, um 1 und um 5. Nicht viel Zeit für eine grosse Tour. Zaghafte Versuche der anderen Tourengänger, ob man nicht eine Zwischenfahrt um 3 machen könnte, erstickt der Seilbahn-Mann schon im Keim. Wär ja noch schöner seinen Fahrplan nur wegen der nervigen Kunden anzupassen.
So rennen wir also um 8.30 von der Spittelmatte los.
Der Zeitplan ist mehr als ambitioniert. 1700 Hm, davon 800Hm Bootpack, nach Möglichkeit in 3 1/2 Stunden. Valery kündigt schon mal an, dass er schon lange keine Skitour mehr gemacht hätte und sowieso eigentlich überhaupt nicht fit sei. Na dann. Die ersten 900Hm auf Ski und hart gefrorenem Schnee gehen dann aber tatsächlich in 1 1/2 Stunden. Längst haben wir die Autobahn Richtung Balmhorn verlassen und sind allein unterwegs. Wir nehmen die Ski auf den Rucksack und stapfen mit Steigeisen los. Das Couloir hat an den Engstellen etwas Lawinenschnee sonst aber eine glatte tragfähige Kruste. All zu steil ist es nicht. Ab und zu mal 45° meist aber deutlich drunter. Wir kommen recht gut voran und das Panorama wird immer spektakulärer. Als erstes taucht der Mont Blanc de Cheilon hinter dem Zackengrat auf, dann die Dent Blanche, dann das Matterhorn, das Weisshorn, der Dom, und und und. Sehr weiss sehen sie alle aus. Das kann noch eine gute Saison geben. Ich schaue andauernd auf den Höhenmesser und versuche einen Schnitt von mindestens 7 Hm/min zu halten. Der Abstand zwischen mir und Valery wächst aber immer mehr. Ganz auf den Gipfel zu kommen habe ich längst aufgegeben. Die kurze Kletterei im schlechten Fels würde zu viel Zeit kosten. Aber auf den Grat will ich. Und der kommt langsam näher. Hier ist die Wand süd-exponiert und die Sonne hat den Schnee schon ziemlich aufgeweicht. Dann kommt der Grat. Endlich. Ein Blick auf die Uhr: 12.13. fast im Zeitplan. Ich signalisiere Valery, der noch 150Hm weiter unten ist, dass wir umkehren, Er scheint nicht übermässig enttäuscht. Schnell ein paar Fotos über den Grat: uiuiui schaut der Eiger schon weiss aus. Rucksack runter, Steigeisen einpacken, Jacke anziehen, dazwischen 4 Scheiben Früchtebrot reindrücken, Stiefel zu machen, in die Bindung klicken.  12.20. los gehts.
Die ersten 150Hm in weichem Firn hoch über der Südwand, dann rüber ins Westcouloir, welches noch hart aber gerade am Ansulzen ist. Fast perfekt. Valery ist auch parat und in 10min heizen wir gemeinsam das Couloir runter. Je weiter wir runter kommen, desto perfekter wird der Sulz, und selbst mit seinen viel zu kurzen Ski hat Valery richtig Spass. Ohne Pause kommen wir um 12.45 auf der Spittelmatte an. 25min bis zum Bähnli, wäre da nicht der verdammte 80Hm Gegenanstieg in der Mittagshitze. Muss irgendwie gehen. Wir versuchens erstmal mit Skaten und Schieben. Viel zu heiss, Jacke aus, weiter. Und dann kommt doch tatsächlich ein Schneemobil vorbei, und wir dürfen uns dran hängen. In weniger als 5 min sind wir beim Bähnli, und kurz darauf unten zurück im Sommer. Perfekt.







Montag, 20. April 2015

Piz Linard Westwand TD-

 

Wie so oft diese Saison wird das Wetter nach einer Woche Sonnenschein pünktlich zum Wochenende schlecht. Immerhin zieht die Kaltfront nun doch schneller durch als ursprünglich angesagt und der Nord-Osten sollte am Sonntag schon wieder Sonne haben. Immerhin. Ambitionierte Ein-Tages-Touren im April verlangen aber wegen der tageszeitlichen Erwärmung einen extrem frühen Start und damit leider auch ein Biwak. So laufe ich also mit Nic und Dani samstagabends von Lavin im schneefreien Unterengadin schwer bepackt los, wir finden aber nach einer halben Stunde einen deluxe Bivispot neben einer kleinen Hütte. Das Ziel für den nächsten Tag: das Westwand-Couloir auf den Piz Linard.
Um 5 geht’s los. 1/2h Skitragen, dann fängt doch tatsächlich der Schnee an. Eine heikle Bachquerung über vereiste Steine ist die unerwartete Schlüsselstelle der Tour. Wenn man hier ausrutscht, und bei -5 Grad in den Bach fällt…. Nach 3 eiskalten Stunden erreichen wir den Fuss des grossen Westwand-Couloirs. Steigeisen an, Ski auf den Rucksack, essen. Trinken wär auch cool, geht aber schon lange nicht mehr weil der Camelback-Schlauch komplett eingefroren ist.
Abwechselnd spuren wir das 550Hm Couloir nach oben. Die Steilheit ist mit 40-45° moderat, der Schnee grossteils guter Trittschnee. Es geht also gut vorwärts, wenn nur die kalten Hände nicht wären. Warum machen wir nochmal Westwände? Ganz Graubünden glänzt in der warmen Aprilsonne und wir frieren uns einen ab in diesem Schattenloch. Um 10.30 kommen wir auf dem Grat an. Out of the dark- into the light. Innerhalb Sekunden ist es 20 Grad wärmer. Viel Platz zum sitzen gibt’s nicht, da es überall ziemlich fetzig runter geht.
Nach einer halben Stunde sonnen, essen, und Eisschlauch-Aufschmelzen gehe ich mal los, den ziemlich abweisend aussehenden Gipfelgrat auschecken. Ein kurzes exponiertes Stück, dann geht’s eigentlich ganz gut. Ich gebe Entwarnung und die anderen kommen auch. Nach etwa 15min stehen wir dann alle drei auf dem Gipfel des Piz Linard. Keine Spur weit und breit. Dafür eine grandiose Aussicht und gewaltige Tiefblicke nach allen Seiten. 2011 war ich schon einmal hier oben – damals solo und mit Abfahrt vom Gipfel durch die Südwand.
Zurück geht’s über den Grat zum Skidepot. Ski-Anziehen ohne irgendwas runter zu schmeissen bei 45° Hartschnee ist immer eine Übung für sich. Irgendwie gelingt's. Dann der erste Schwung – passt. Dani's Hungerast kommt wie immer pünktlich zur Abfahrt -dieses Mal immerhin ohne Übergeben. Mit ein paar Pausen geht's auch für ihn. Ich fühle mich gut, die Beine sind nicht all zu müde und der Schnee ist mittlerweile leicht aufgeweicht. Da kann man es krachen lassen. Als dann in der unteren Hälfte des Couloirs auch noch 10cm Pulverauflage dazu kommen, ist der Stoke perfekt. Wie geil ist das denn! Es folgt deluxe Sulz-Cruisen bis irgendwann der Schnee fertig ist. Nach nur 45 Minuten Abfahrt sitzen wir also schon im Gras und machen Pläne…