Montag, 20. April 2015

Piz Linard Westwand TD-

 

Wie so oft diese Saison wird das Wetter nach einer Woche Sonnenschein pünktlich zum Wochenende schlecht. Immerhin zieht die Kaltfront nun doch schneller durch als ursprünglich angesagt und der Nord-Osten sollte am Sonntag schon wieder Sonne haben. Immerhin. Ambitionierte Ein-Tages-Touren im April verlangen aber wegen der tageszeitlichen Erwärmung einen extrem frühen Start und damit leider auch ein Biwak. So laufe ich also mit Nic und Dani samstagabends von Lavin im schneefreien Unterengadin schwer bepackt los, wir finden aber nach einer halben Stunde einen deluxe Bivispot neben einer kleinen Hütte. Das Ziel für den nächsten Tag: das Westwand-Couloir auf den Piz Linard.
Um 5 geht’s los. 1/2h Skitragen, dann fängt doch tatsächlich der Schnee an. Eine heikle Bachquerung über vereiste Steine ist die unerwartete Schlüsselstelle der Tour. Wenn man hier ausrutscht, und bei -5 Grad in den Bach fällt…. Nach 3 eiskalten Stunden erreichen wir den Fuss des grossen Westwand-Couloirs. Steigeisen an, Ski auf den Rucksack, essen. Trinken wär auch cool, geht aber schon lange nicht mehr weil der Camelback-Schlauch komplett eingefroren ist.
Abwechselnd spuren wir das 550Hm Couloir nach oben. Die Steilheit ist mit 40-45° moderat, der Schnee grossteils guter Trittschnee. Es geht also gut vorwärts, wenn nur die kalten Hände nicht wären. Warum machen wir nochmal Westwände? Ganz Graubünden glänzt in der warmen Aprilsonne und wir frieren uns einen ab in diesem Schattenloch. Um 10.30 kommen wir auf dem Grat an. Out of the dark- into the light. Innerhalb Sekunden ist es 20 Grad wärmer. Viel Platz zum sitzen gibt’s nicht, da es überall ziemlich fetzig runter geht.
Nach einer halben Stunde sonnen, essen, und Eisschlauch-Aufschmelzen gehe ich mal los, den ziemlich abweisend aussehenden Gipfelgrat auschecken. Ein kurzes exponiertes Stück, dann geht’s eigentlich ganz gut. Ich gebe Entwarnung und die anderen kommen auch. Nach etwa 15min stehen wir dann alle drei auf dem Gipfel des Piz Linard. Keine Spur weit und breit. Dafür eine grandiose Aussicht und gewaltige Tiefblicke nach allen Seiten. 2011 war ich schon einmal hier oben – damals solo und mit Abfahrt vom Gipfel durch die Südwand.
Zurück geht’s über den Grat zum Skidepot. Ski-Anziehen ohne irgendwas runter zu schmeissen bei 45° Hartschnee ist immer eine Übung für sich. Irgendwie gelingt's. Dann der erste Schwung – passt. Dani's Hungerast kommt wie immer pünktlich zur Abfahrt -dieses Mal immerhin ohne Übergeben. Mit ein paar Pausen geht's auch für ihn. Ich fühle mich gut, die Beine sind nicht all zu müde und der Schnee ist mittlerweile leicht aufgeweicht. Da kann man es krachen lassen. Als dann in der unteren Hälfte des Couloirs auch noch 10cm Pulverauflage dazu kommen, ist der Stoke perfekt. Wie geil ist das denn! Es folgt deluxe Sulz-Cruisen bis irgendwann der Schnee fertig ist. Nach nur 45 Minuten Abfahrt sitzen wir also schon im Gras und machen Pläne…
 
 
 















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