Wie so oft diese Saison wird das Wetter nach einer Woche Sonnenschein pünktlich
zum Wochenende schlecht. Immerhin zieht die Kaltfront nun doch schneller durch
als ursprünglich angesagt und der Nord-Osten sollte am Sonntag schon wieder
Sonne haben. Immerhin. Ambitionierte Ein-Tages-Touren im April verlangen aber
wegen der tageszeitlichen Erwärmung einen extrem frühen Start und damit leider
auch ein Biwak. So laufe ich also mit Nic und Dani samstagabends von Lavin im
schneefreien Unterengadin schwer bepackt los, wir finden aber nach einer halben
Stunde einen deluxe Bivispot neben einer kleinen Hütte. Das Ziel für den
nächsten Tag: das Westwand-Couloir auf den Piz Linard.
Um 5 geht’s los. 1/2h Skitragen, dann fängt doch tatsächlich der Schnee an. Eine
heikle Bachquerung über vereiste Steine ist die unerwartete Schlüsselstelle der
Tour. Wenn man hier ausrutscht, und bei -5 Grad in den Bach fällt…. Nach 3
eiskalten Stunden erreichen wir den Fuss des grossen Westwand-Couloirs. Steigeisen
an, Ski auf den Rucksack, essen. Trinken wär auch cool, geht aber schon lange
nicht mehr weil der Camelback-Schlauch komplett eingefroren ist.
Abwechselnd spuren wir das 550Hm Couloir nach oben. Die Steilheit ist mit
40-45° moderat, der Schnee grossteils guter Trittschnee. Es geht also gut
vorwärts, wenn nur die kalten Hände nicht wären. Warum machen wir nochmal
Westwände? Ganz Graubünden glänzt in der warmen Aprilsonne und wir frieren uns
einen ab in diesem Schattenloch. Um 10.30 kommen wir auf dem Grat an. Out of
the dark- into the light. Innerhalb Sekunden ist es 20 Grad wärmer. Viel Platz
zum sitzen gibt’s nicht, da es überall ziemlich fetzig runter geht.
Nach einer halben Stunde sonnen, essen, und Eisschlauch-Aufschmelzen gehe
ich mal los, den ziemlich abweisend aussehenden Gipfelgrat auschecken. Ein
kurzes exponiertes Stück, dann geht’s eigentlich ganz gut. Ich gebe Entwarnung
und die anderen kommen auch. Nach etwa 15min stehen wir dann alle drei auf dem
Gipfel des Piz Linard. Keine Spur weit und breit. Dafür eine grandiose Aussicht
und gewaltige Tiefblicke nach allen Seiten. 2011 war ich schon einmal hier oben
– damals solo und mit Abfahrt vom Gipfel durch die Südwand.
Zurück geht’s über den Grat zum Skidepot. Ski-Anziehen ohne irgendwas runter
zu schmeissen bei 45° Hartschnee ist immer eine Übung für sich. Irgendwie
gelingt's. Dann der erste Schwung – passt. Dani's Hungerast kommt wie immer pünktlich
zur Abfahrt -dieses Mal immerhin ohne Übergeben. Mit ein paar Pausen geht's
auch für ihn. Ich fühle mich gut, die Beine sind nicht all zu müde und der
Schnee ist mittlerweile leicht aufgeweicht. Da kann man es krachen lassen. Als
dann in der unteren Hälfte des Couloirs auch noch 10cm Pulverauflage dazu kommen,
ist der Stoke perfekt. Wie geil ist das denn! Es folgt deluxe Sulz-Cruisen bis
irgendwann der Schnee fertig ist. Nach nur 45 Minuten Abfahrt sitzen wir also
schon im Gras und machen Pläne…
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