Wiedermal alles
richtig gemacht mit Wetter und Gebietswahl. Sprühregen und Nebel bis zum
Gotthardtunnel, strahlender Sonnenschein auf der anderen Seite im Bedrettotal. Zapfig
kalt aber, schon am Parkplatz. Den riesigen Weg verlieren wir schon nach 5min,
und dann nochmal dauerhaft auf der Querung Richtung Poncione. Nach anderthalb
Stunden sind wir trotzdem am Fuss der eindrücklichen Wand. Zum Einklettern
geht’s erstmal an die üppig gebohrte Route Self-Service:
Self Service
– 6c
1.SL 6b – plattige
Länge mit ein paar heiklen Moves, die uns beiden aber gut geht.
2.SL 6b+ - pumpige
Piaz-Kletterei an runden Griffen abdrängenden Strukturen. Wie immer bei solchen
Längen werden die Griffe vom Lang-Rumüberlegen auch nicht weniger rund, und man
muss einfach gehen. Ich versuchs mit extra langrumüberlegen und muss mich
schliesslich kurz ins Seil setzen.
3.SL 6c – super
Länge. Gerade Hoch dann eine Untergriff Querung nach rechts und über ein par
Aufschwünge nach oben. Dann etwa 10m einem steilen Fingerriss folgen, der aber
immer wieder kleine Taschen und Fingerlock-Positionen bietet. Sehr geil.
4. SL 6c – ein
Pfeiler will erklommen werden, der zu Anfangs einen kleinen Dynamo mit recht
sin einen Seitgriff erfordert. Wenn man den trifft, dann geht’s eigentlich
easy. Wenn nicht, dann leider nicht. Danach deuten die Bohrhaken an, dass man
den Pfeiler plattig und grifflos weiterverfolgen sollte. Nur einen halben Meter
daneben hats aber einen super Riss, den ich dann doch bevorzuge. Über diese
zügig hoch (wesentlich einfacher als 6c) und in schöner Position zum Stand.
2mal abseilen zum Wandfuss.
Schöne Route aber
sicherlich nicht die 4* aus dem Extrem Süd. Nur die 3. SL ist richtig fett.
Sonst aber von den Zügen her zwar fordernd aber weniger schön. Zudem ist die
Felsoberfläche teilweise leicht splittrig und es gibt ein paar Flechten. Kein
Vergleich zu den Routen im rechten Wandteil. Cams überhaupt nicht nötig, auch
wenn es genügend Risse gäbe.
Danielli-Pohl
6c+
1.SL 6c+ - eine
richtige Knallerlänge. 15m über Bänder und Aufschwünge schräg nach links hoch
wo sich 2 Fingerrisse verzweigen. Dann geht’s los, aber wie. Erst beide Riss
benutzen dann rüber in den rechten und auf einer Quarzader antreten. Hier
rutscht mir doch tatsächlich der Fuss weg, schade. Nun also den rechten Riss
nach oben, meist in abdrängenden Piaz Moves, immer wieder aber auch mal ein
Fingerklemmer bis oben dann ein paar erlösende Handjams kommen. Super geil. So
viele Bohrhaken, dass man mit Trittschlinge auch komplett A0 klettern könnte.
2. SL 6a+ - eine
absolute Traumlänge. 30m dem durchgehenden Riss folgen. Abwechselnd Handjams
und kurze Piaz Moves, die sich aber immer super auflösen. Warum muss man
eigentlich immer schwere Sachen klettern? 6a+ macht doch viel mehr Spass! 2-3
Cams sollte man legen, sonst gibt’s Bohrhaken. Wäre auch ohne Probleme komplett
Clean möglich, aber wir sind halt in der bolted Gotthard-Region und nicht in
Chamonix. Die folgende 5a Länge, lässt sich direkt anhängen. Genialer
Hangel-Quergang an einer Schuppe nach links zum bequemen Stand.
3. Sl 6a+.
Fordernder als es der Grad erwarten lässt, aber wieder traumhaft. Eine
Verschneidung hoch, dann ums Eck und in die nächste Verschneidung, die immer
steiler wird. Oben ein paar athletische Moves über den abschliessenden
Überhang. Die Griffe sind allesamt gut und eckig, aber recht weit auseinander.
Genial.
4. SL 6b+. Crux ist
der Aufschwung direkt über dem Stand. Zuerst den grossen Riss rechts benutzen
bis man auf dem Knubbel steht und den oberen Bohrkaken klippen kann. Dann eine
Traverse an zwei kleinen Griffen, die einzig schwere Stelle der Länge. Danach geht’s
weiter wie zuvor. Risse und Verschneidungen mit tollen Moves. Irgendwann hören
aber plötzlich die Bohrhaken auf (war das Geld aus?) und man sieht vor lauter Verschneidungen
die Route nicht mehr. Ich geh also mal nach rechts, da dort noch eine andere
Route hochzieht und es ausserdem einen super Handriss gibt. Nach dem Stand
lehnt sich die Wand zurück und wir schenken uns die blockige 5a Länge zum
Gipfel. 3 Mal abseilen über die eindrucksvolle grossteils überhängende Wand mit
der 7b Route Via Lattea…. hm, nächste Jahr.
Insgesamt geniale Kletterei.
Eigentlich 5* dafür aber vielleicht zu kurz. Und noch so viele andere
Traumrisse rechts und links, die meisten wahrscheinlich viel zu schwer. So ein
steiles Stück Granit findet man in der ganzen Gotthard-Region sonst nicht. Der
Abstieg geht in einer Stunde, da wirs diesmal doch tatsächlich schaffen den Weg
nicht zu verlieren.