Vor lauter anstehende Hochzeiten habe ich das Gefühl das der Sommer schon wieder vorbei ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Da muss unbedingt wenigstens eine grosse Mehrseillängentour her. Das Wetter ist heiss und stabil, die Tage lang, dazu Vollmond. Eigentlich böten sich die ganz grossen Touren an, aber mal wieder hab ich nur einen Tag Zeit. Mit Valery fahre ich also freitags früh morgens nach Rosenlaui.
Nach anderthalb Stunden Anfahrt und einer Stunde Aufstieg stehen wir am Fuss der Wellhorn-Ostwand. Eine eindrückliche Wand. Unser Ziel die Kundalini - zwar die kürzeste Route hier aber immer noch 450m und 15 SL. Noch weht ein kühler Wind vom Gletscher her - und wir wählen die lange Hose. Dass die nächsten 8h eher wie im Backofen werden würden hätten wir uns allerdings denken können.
Nach einer gar nicht so leichten 2er Zustiegslänge gehts los, ich bekomme die erste schwere Länge.
1.SL 6b+, etwas knifflig aber gut kletterbar geht es über ein paar Aufschwünge nach oben. Schlüsselstelle ist ein Aufsteher auf eine Platte mit nur einem gutem Griff, der sich aber mit einem Kreuzzug doch gut klettern lässt.
2. SL 5c, ein paar plattige Moves.
3. SL 6b, in Erinnerung bleibt vor allem die zweite Hälfte, in der plötzlich scharf nach rechts traversiert wird, wobei die Haken weit gesteckt sind und auf dem hellgrauen Fels kaum erkennen lassen. Unbedingt Halbseiltechnik sonst kommt man hier gar nicht mehr vorwärts.
4. SL 5c.
5. SL 6b. nachdem bis jetzt alles so gut gelaufen ist, kommt nun die Länge, in der ich mir meinen Onsight versaue. Eigentlich ists nicht schwer, aber ich kann mich nicht recht entscheiden ob ich den kleinen Pfeiler plattig auf seinem Rücken, links gutgriffig aber überhängend oder aber rechts weniger steil dafür abdrängend klettern soll. Ich versuche es mittig und habe plötzlich keinen guten Griff mehr in der Hand. Eiegntlich noch kein Problem. In diesem Moment reisst wegen der warmen Temperaturen das Stück Gummi aus der Sohle meiner alten Katanas auf dem ich stehe. Abflug. So ein Scheiss,
6. SL 4a, Quergang, teilweise mit Fixseilen.
7. SL 5c, nochmal ein plattiger Quergang dann an grossen wacklig aussehenden Blöcken steil nach oben. spätestens hier entwickelt sich ob der Linienführung leichte Skepsis, und die Eleganz geht irgendwie verloren.
8. SL 6a
9. SL 6a+. nur 15m aber dafür heftig anstrengend. Die diagonale Felsstruktur des Wellhorns ist hier besonders ausgeprägt und die Moves sind nicht ganz straight forward. Besonders die letzten 2 Haken sind gefühlt recht weit weg. Eine Abfolge von 5-6 kniffligen Moves an versteckten Seit-Griffen diagonal nach oben steht an, die Füsse stehen über dem letzten Haken. Nach dem ich allen Mut zusammen nehme gehts. Insgesamt eher 6b+ oder sogar 6c, aber super schöne Rätikon-ähnliche Kletterei.
10. SL 6b. schwierige kleingriffige Kletterei. Endlich bekommt auch Valery mal eine schwierige Vorstiegslänge. Nach 2 Dritteln kommt die Crux (subjektiv der gesamten Route), ein scharfer positiver Griff, an dem man irgendwie einen Handwechsel bewerkstelligen muss, und erst dann klippen kann. Valery greift schliesslich in die Schlinge, ich rette mich im Nachstieg gut gepumpt drüber.
11.-14 SL. jeweils 6a, aber gut kletterbar und eher kurz.
15. SL 6b, ich bin wieder dran, für die letzte schwere Länge. Schräg nach oben Richtung Überhang. Dieser hat eigentlich ganz kurze Griffe, ist aber etwas staubig. Woher der Staub kommt, merke ich als ich plötzlich mitsamt abgebrochenem Griff im Seil hänge. Wieder hoch. Nun etwas vorsichtiger, diesmal geht's easy. Dann noch ein cooler Ausstiegsmove von einem abgespaltenem Block, und wir sind oben.
Abgesehen von der Querungslänge geht's in zügiger Abseilfahrt nach unten. Die Kletterei war eigentlich recht schön, aber natürlich nicht von Wenden-Qualität. Zu viele Bänder verderben den Flow und die Exposition. Die diagonale Schichtung ist gewöhnungsbedürftig und nervt irgendwann etwas. Trotzdem: Eine solch grosse Wand ist so schnell von Zürich sonst kaum zu erreichen.
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