Nachdem Curly und ich bestimmt 3 Jahre
darüber gesprochen haben, irgendwann einmal nach Japan zum Skifahren zu gehen,
sitzen wir doch eines Donnerstags Abends tatsächlich im Flugzeug nach Tokyo.
Die Vorfreude ist enorm und der Schneesturm bei der Zwischenlandung in Paris
stimmt uns schon mal auf die Unmengen an Powder ein, die wir erwarten.
Unseren riesigen Skibags scheint es in
Paris gleich so gut zu gefallen, dass sie den Weiterflug nach Tokyo verpassen.
Ziemlich bedröppelt stehen wir also 12h später am dortigen Bagagge-claim. Gleich
drei zierliche Japanerinnen kümmern sich unter grossem Kichern um uns, und
versuchen herauszufinden wo die Airline die Ski hinbringen soll. Die Tatsache, dass
wir eine Rundreise mit nächtlich wechselnden Hotels gebucht haben, scheint sie
dann doch sehr herauszufordern, und das Kichern wird immer stärker. Ob es wohl breite
Leih-Ski gibt in Japan? Schliesslich erklären wir uns bereit, die Ski am
nächsten Tag eigenhändig am Flughafen abzuholen, um das Risiko zu minimieren.
Wir verbringen die Nacht und den
nächsten Vormittag in Yokohoma mit schlafen, sight-seeing und ziemlich viel
U-Bahn fahren. Es ist kalt und sonnig und die Aussicht vom höchsten
Wolkenkratzer auf das Häusermeer von Tokyo-Yokohama ist gigantisch. Und über
allem thront der majestätische Fuji. Am frühen Nachmittag dann zurück zum
Airport, wo doch tatsächlich unsere Ski auf uns warten. Jetzt kanns losgehen,
nächstes Ziel: Myoko.
Zuerst geht’s mit dem Shinkansen nach
Nagano, wo wir in einen Regionalzug umsteigen. Als dieser einfährt, schlagen
wir zum ersten Mal ein: Die Lokomotive ist so mit Schnee zugeklebt, dass man
sie fast nicht erkennt. Bald verstehen wir auch warum. Auf der einstündigen
Fahrt Richtung Japanisches Meer wächst der Schneeberg links und rechts der
Gleise mit jedem Kilometer, den wir nach Westen fahren. Als wir in Myoko
Station austeigen, sind es schon mal gute 1.5m Schnee – auf 500m Meereshöhe!
Ein freundlicher Australier fährt uns vom Bahnhof zum etwas höher gelegenen
Skiort. 2.5 m Schnee auf 700m! Wir checken erst mal den Skikeller unserer
Pension, um die Competition einzuschätzen. Unsere Ski sind zwar die breitesten,
aber etwas Wettbewerb gibt’s schon.
Nach etwa einem Kilo Reis zum Frühstück
am nächsten Tag machen wir uns fertig und laufen zum Lift. Dort macht sich dann
ziemlich schnell Ernüchterung breit. 100m Schlange, mindestens 50% Westler, und
fast alle inklusive den Japanern mit verdammt breiten Ski und Snowboards. Da
fliegt man um die halbe Welt, und es geht zu wie in Engelberg. Hilft nix, jetzt
sind wir hier. Mit einer komischen eierförmigen Kleingondel geht’s nach oben
und weiter mit einem Vierersessel. Raus aus dem Sessel und los geht’s, ab in
unseren ersten J-Pow. Das Terrain ist nicht wirklich steil mit relativ
dichtstehenden Laubbäumen. Schnee gibt’s ohne Ende. Nach nicht mal 10 Sekunden
habe ich Curly schon verloren - worauf
ich aber jetzt keine Rücksicht nehmen kann. Überall zwischen den Bäumen sieht
man bunte Punkte von Freeridern. Mit meinen breiten Born-to-Drops ist es nicht
wirklich schwierig. Einfach geradeaus, und ja keinen Baum erwischen. Schon viel
zu bald kommt ein kleines Tal und ich quere zurück zum Lift. Curly kommt ein
paar Minuten später. Wir machen den gleichen Run mit Variationen noch ein paar
Mal, bis wir konsterniert feststellen müssen, dass es nun doch schon recht verspurt
ist – und es ist nicht mal 10 Uhr. Wir schauen uns an: Spassiges Treeskiing -
ja. Der Oberhammer – nicht wirklich. Und schneller verspurt als in den
schlimmsten In-Resorts der Alpen.
Wir probieren ein paar andere Lifte aus
bis wir schliesslich einen finden, unter dem das Terrain deutlich steiler ist.
Wir ducken uns unter dem Absperrband durch, und fahren einer Spur nach auf
einem flachen dicht bewaldeten Rücken entlang, bis dieser nach allen Seiten in
steilen Hängen abbricht. Vor uns liegt das Paradies: ein Hang – nur 100Hm, aber
45° steil, mit riesigen Pillows und sogar kleinen Spines. Und keine einzige
Spur weit und breit.
Ich droppe als erstes hinein. Es ist der Wahnsinn. Der Schnee ist so tief, dass er mir nach jedem Sprung bis über den Kopf geht. Nur dank der Steilheit und der breiten Ski geht es immer weiter. Der Schnee ist unglaublich fluffig und hält. Keine Anzeichen von Schneebrettern – nur Unmengen Sluff. Ein tief eingeschnittenes Tal führt zurück zur Piste. Ich bin so gestoked wie noch nie zu vor. Wie geil war das denn. Curly kommt, auch er mit einem Ausdruck von 'Ich-kann-nicht-glauben-wie geil-das gerade-war' in den Augen. Zurück zum Lift, wieder hoch, gleicher Run nochmal und nochmal und nochmal. Jedes Mal eine kleine Variation, jedes Mal eine neue Line. Wir sind fast komplett alleine. Wo sind denn all die Freerider hin? Nach 8 Runs meint Curly er wolle sich wegen seiner Erkältung schonen und zurück in die Pension gehen. Bitte? Vergeblich versuche ich ihn zu überreden. Dann halt alleine weiter. Am Ende des Tages bin ich den Run 25 Mal gefahren. Eine Line besser als die andere. Besonders in Erinnerung bleiben diese: eine Pillowline mit 4 jeweils 2m hohen Pillows in 45° Gelände. Mut zusprechen, Skier gerade stellen und los … hop, hop, hop, hop. Und natürlich die Drops über die Lawinengitter, die nicht nur komplett mit Schnee gefüllt, sondern auch noch 1m überwächtet sind. Mit ein bisschen Speed gibt das einen respektablen Drop von 6-7m. Beim Bier am Abend habe ich immer noch nicht aufgehört zu grinsen – einer der Top5 Tage meiner Skikarriere
.
Ich droppe als erstes hinein. Es ist der Wahnsinn. Der Schnee ist so tief, dass er mir nach jedem Sprung bis über den Kopf geht. Nur dank der Steilheit und der breiten Ski geht es immer weiter. Der Schnee ist unglaublich fluffig und hält. Keine Anzeichen von Schneebrettern – nur Unmengen Sluff. Ein tief eingeschnittenes Tal führt zurück zur Piste. Ich bin so gestoked wie noch nie zu vor. Wie geil war das denn. Curly kommt, auch er mit einem Ausdruck von 'Ich-kann-nicht-glauben-wie geil-das gerade-war' in den Augen. Zurück zum Lift, wieder hoch, gleicher Run nochmal und nochmal und nochmal. Jedes Mal eine kleine Variation, jedes Mal eine neue Line. Wir sind fast komplett alleine. Wo sind denn all die Freerider hin? Nach 8 Runs meint Curly er wolle sich wegen seiner Erkältung schonen und zurück in die Pension gehen. Bitte? Vergeblich versuche ich ihn zu überreden. Dann halt alleine weiter. Am Ende des Tages bin ich den Run 25 Mal gefahren. Eine Line besser als die andere. Besonders in Erinnerung bleiben diese: eine Pillowline mit 4 jeweils 2m hohen Pillows in 45° Gelände. Mut zusprechen, Skier gerade stellen und los … hop, hop, hop, hop. Und natürlich die Drops über die Lawinengitter, die nicht nur komplett mit Schnee gefüllt, sondern auch noch 1m überwächtet sind. Mit ein bisschen Speed gibt das einen respektablen Drop von 6-7m. Beim Bier am Abend habe ich immer noch nicht aufgehört zu grinsen – einer der Top5 Tage meiner Skikarriere
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Die Nacht bringt nur 20cm Neuschnee, und wie zu erwarten habe ich meinen gestrigen Run so zerfahren, dass er sich nicht mehr lohnt. Zum Glück haben wir uns eine Karte mit Höhenlinien besorgt, und zusammen mit Google Earth herausgefunden wo die steilsten Stellen im Sidecountry sind. Wir traversieren an den rechten Rand des Ressorts und stehen wieder vor einem respektablen Steilhang mit einigen Cliffs. Die Sicht ist nicht ganz perfekt und ich rutsche eine enge Ringe erstmal seitlich ab. Dann öffnet sich das Terrain. Ein kaum bewaldetes Tal mit schönen 30° Hängen und keine Spur weit und breit. Wir lassens krachen und cruisen in big-turns nach unten bis wir an eine Strasse kommen, auf welcher wir zurück Richtung Ressort traversieren. Irgendwann kommen ein paar andere Spuren dazu und wir treffen zwei andere Freerider, die statt Lawinen-Airbags Walkie-Talkies und Trillerpfeifen haben – macht eigentlich Sinn beim Treeskiing.
Dann verschwindet die Spur plötzlich in einem Tunnel. Der Eingang ist noch leicht, der Ausgang nach 100m aber komplett mit Schnee gefüllt. Nur ein schmaler Tunnel – gerade breit genug für eine Person- führt fast senkrecht etwa 2 Meter nach oben ans Licht. Curly kämpft sich hoch, ich reiche ihm die Ski nach, dann komme ich nach. Wiedermal ein Beweis dass Japan einfach viel mehr Schnee hat. Mittags treffen wir uns mit Samuel und Thomas, zwei Schweizer Kollegen, die im benachbarten Hakuba vor den Massen geflohen sind. Mit ihnen machen wir den Tunnel-Run noch mehrere Male, was wegen des beschwerlichen Rückwegs aber immer seine Zeit braucht.
Am dritten Tag scheint zum ersten mal
die Sonne. Neuschnee hats keinen. Zusammen mit Samuel und Tomas montieren wir
also die Felle und gehen vom höchsten Punkt des Ressorts etwa 400Hm zu einem
Vorgipfel des Mount Myoko. Unterwegs überholen wir bestimmt 50 Leute, die teils
Bootpacken oder aber zum ersten Mal auf einer Skitour zu sein scheinen. Während
alle entlang der Aufstiegsspur zurückfahren, droppen wir auf der anderen Seite
in den Wald. Ein 1000Hm Run durch unverspurten Wald bringt uns links des
Ressorts nach unten, bis wir zurück traversieren können. Keine Wow-Abfahrt aber
doch sehr cooles Treeskiing. So muss man es machen in Japan. Ein bisschen
off-the-beaten track und man ist komplett allein. Wir machen die Tour gleich
nochmal, dann müssen Curl yund ich zurück zur Pension – packen. Für den Abend
haben wir eine lange Weiterreise vorgesehen: über Nagano und Tokyo in 6h nach
Aomori an die Nordspitze der japanischen Hauptinsel Honshu.
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