Montag, 12. Oktober 2015

Zervreilahorn – Braveheart 6c


Schon seit Erscheinen des Extrem Ost Führers schiele ich auf diese fünf Sterne Route. Aber irgendwie klappt es nie. Valery meint, dass es für einen Tag viel zu weit sei, aber zwei Tage am Stück muss man erst mal haben. Da ich die diesjährige Klettersaison aber unbedingt mit einem schönen Projekt abschliessen will, dränge ich weiter auf die Route. Mittlerweile ist es Mitte Oktober und die Nächte sind so kalt, dass Valery auch keine Lust mehr auf biwakieren hat, und schliesslich einem Eintäger zustimmt. Um halb 5 geht’s also in Zürich los, durch schwärzeste Nacht 2h15 bis zum Parkplatz am Zervreila Stausee. Um halb 9 sind wir am Einstieg. 4h Tür bis Einstieg sind schon verdammt viel, aber eigentlich auch nur eine Stunde mehr als an die Graue Wand, ins Rätikon oder in die Wendenstöcke. Eigentlich könnte es nun losgehen aber eine Wolke verdeckt die noch tiefstehende Sonne. Die Temperatur ist um die 0 Grad, der Fels eiskalt. Keine Chance auf schwierige Kletterei. Wir essen, warten und machen Aufwärmübungen. Langsam kommt die Sonne durch und Valery steigt um 9 Uhr 15 in Länge 1 ein.

 

1.SL – 6b. Nach einem etwas komischen Einstieg kommt eine lange Piazschuppe. Recht grosse Griffe und immer wieder ein guter Trittmachen das ganze aber doch recht leicht.

 

2.Sl – 6c. die plattige Linksquerung geht gut, ebenso die beiden folgenden Aufschwünge. War das schon die 6c Stelle? Nein, die scheint jetzt zu kommen. Ein guter Rastpunkt zum klippen. Die nächsten 3m habens aber in sich. Ein kleiner Riss zieht durch die kompakte Platte nach oben, der nach links drei schlechte, runde Fingerkuppen-Seitgriffe bietet. Sonst nix. Die Füsse müssens also richten. Und genau hier beginnt mein Problem. In Erwartung von Risskletterei jeder Breite habe ich meine super gräumigen Sportiva TC Pro Schuhe mit ihrer dicken unsensitiven Sohle an. Kombiniert mit eisigen Zehen fühle ich so gut wie gar nichts und habe ständig das Gefühl abzurutschen. Schlechte Perspektive für einen Reibungsaufsteher fast ohne Griffe. Immer wieder setze ich an, und kletter wieder ab. Für einen kontrollierten Zug müsste ich die Füsse wesentlich höher bekommen, aber es hält einfach alles nicht. Schliesslich versuche ich es mit einem Dynamo an den Henkel oberhalb des Risses. Ich komme zwar hin, aber der Henkel ist leider gar keiner sondern ein Sloper und schon rutschen mir die Füsse weg, Abflug. Valery beschwert sich mittlerweile über seinen unbequemen Hängestand und ich greife schliesslich in die Schlinge. So ein Scheiss. Im Nachstieg steigt Valery die Stelle mit seinem extra kleinen Miuras recht easy durch und sagt man müsse einfach gut auf Reibung antreten. Tja. Hatte ich mir auch gedacht.

 

3.SL – 6b A0/7a+. Wieder eine plattige Länge, diesmal ist aber der Plattenliebhaber dran. Bis zum letzte Bolt ist es schon mal nicht ganz trivial. Valery bedient sich um Vorstieg der Pendeloption zur Kante. Ich versuche es im Nachstieg direkt. Mit viermal Hängen, Schauen und Tritte markieren geht’s irgendwie.

 

4.SL – 6c. Erst einmal ein mühsamer weil etwas heikler Aufsteher auf die schmale schiefe Rampe. Nicht wirklich schwer aber wenn man hier fällt, geht’s zwei Meter direkt aufs Band. Ich zitter mich hoch. Der folgende Riss ist zwar geschlossen, eine kleine Schuppe rechts davon bietet aber genug Griffe zum Piazzen. In der  Mitte werden die Griffe kurz recht klein, dann ist aber schon vorbei.

 

5.SL – 6b. Eine eindrückliche steile Verschneidung stellt sich in den Weg. Versehen mit scharfen Splittercracks ist der erste Überhang aber kein Problem. Nun steht man unter einem kleinen Dach und muss irgendwie nach rechts ums Eck. Auch im Nachstieg recht schwer. Hat man aber erst mal den Fuss oben auf der Leiste, geht’s gut. Danach eine feingriffige Balance Querung nach rechts und etwas Wandkletterei an Löchern und Kristallen.

 

6.SL – 6c. Amerikanisch anmutende Kaminverschneidung. Valery freut sich nicht vorsteigen zu müssen und ich bereite ihn schon mal auf eine etwas längere Standphase vor. Die Seillänge bietet so ziemlich das gesamte Kletterspektrum. Mit einem scharfen Handriss geht es los. hinein in den Kamin. Dieser ist hier noch parallel und mittelbreit so dass man mit Knie-Rücken-Technik eigentlich ziemlich stabil steht. Ich hänge mir mein Zeugs von hinten an die linke Seite des Gurtes arbeite mich langsam höher. Eigentlich geht’s super aber ich weiss nicht recht wohin. Ich erinner mich irgendwo gelesen zu haben, dass man nach links raus müsse. Aber jetzt schon? Die Stelle biete sich an und Gehen würde es schon. Nur in den Kamin zurück käme ich sicher nicht mehr. Ich lege einen kleinen schlechten Cam in der linken Wand und schiebe mich rüber auf die Kante. Und tatsächlich ein wunderschöner Handriss durchzieht die Kante in dem es zügig 5m nach oben geht. Ein Vorsprung rechts vom Kamin lädt zum Spreizen ein und ich gelange zurück in den Kamin, der hier breit genug ist für Rücken rechts und ausgestreckte Beine links. Was fehlt ist eine Sicherungsmöglichkeit. So amerikanisch die Kletterei auch sein mag, wir sind immer noch in der Schweiz. Da muss was sein. Schliesslich entdecke ich den Bohrhaken an der rechten Wand über meinem Kopf (Puh), und zwei weitere 5m und 10m höher oben. Uiuiui. Das wird ein verdammter Runout. Der Kamin wird wieder enger und zudem flaring. Ich versuche es im Kamingrund wo man zumindest einen 3er Cam ab und zu unterbringen könnte. Dafür ist es nun wirklich eng. Rechter Fuss Hell-Toe-Jam linkes Bein Knie. Hält einigermassen aber höher schieben ist mühsam und ich rutsche immer wieder ein Stück ab. Und das jetzt 5m weiter? Panikanflug. Obligatorische Kamine gibt’s in der Schweiz doch gar nicht, es muss irgendwie anders gehen. Ich kletter wieder einen Meter ab und zurück nach aussen zum Bohrhaken. Mit viel Kraft ziehe ich mich um die Ecke auf einen Vorsprung an der echten Wand. Und wieder. Kleine Vorsprünge erlauben ein sicheres Vorankommen in Wandkletterei. Nach weiteren 5 Metern wechselt man nach links, kurz zurück in den Kamin, spreizen und wieder nach links raus. Dann ein kräftiges Finish an der Kante und Mantle zum Stand. What a pitch. Onsight. Dafür aber gefühlt eine Stunde gebraucht. Wenn man weiss wies geht und weniger suchen muss sicherlich auch wesentlich schneller machbar.

 

7.Sl – 6b. Easy Kletterei an der Kante und dann nach links zum Stand. Gerade aus gäbe es zwar einen Traumriss aber links öffnet sich nun der Blick auf den Zick-Zack-Riss.

 

8.Sl – 6c. Spektakuläres Schlussbouquet einer genialen Route. Wie ein grosser Blitz führt der scharfe Riss durch die glatte Wand aus rotem Granit. Wahrlich ein Unikum. Perfect Hands im ersten senkrechten Teil und auch in der Querung nach links. Dann geht’s wieder  nach oben und wird breiter. Da ich eh nicht mehr onsight unterwegs bin, gönne ich mir eine kurze unnötige Verschnaufpause. Mut zusammen nehmen hoch antreten und athletisch an die Kante. Noch ein weiterer Schlüsselmove wartet. An der Kante des Risses packen, irgendwie den Fuss hineinstopfen, links auf gar nix antreten und hoch wo der Riss wieder waagrecht wird. Fuss im Riss höher schieben und zum erlösenden Handjam. Ein paar Piazmoves und Jams weiter ist man am Stand. Sehr sehr geil.

 

Die letzte 5c schenken wir uns und seilen 4 Mal durch die Wand ab. 17 Uhr. Lang gebraucht, was aber vor allem auf die Längen 2 und 6 zu schieben ist. Zügig geht srunter zum See und etwas mühsam über den Gegenanstieg zurück zum Auto. 18.50 los, 21 Uhr in Zürich. Bis ich zu Hause bin wars ein 17h Tag. Viel Aufwand für 8 Seillängen Klettern. Aber was für welche. Nicht komplett onsight aber alles in allem doch OK. Gerne wieder. Schliesslich wartet noch die RP Begehung und es locken links und rechts weitere Traumlinien. Was für ein Berg, was für eine genialer Fels. Und das im Reich des Bündner Brösel-Schiefers.

 

 

 

 

Montag, 21. September 2015

Poncione di Ruino, Danielli-Pohl – 6c+




Wiedermal alles richtig gemacht mit Wetter und Gebietswahl. Sprühregen und Nebel bis zum Gotthardtunnel, strahlender Sonnenschein auf der anderen Seite im Bedrettotal. Zapfig kalt aber, schon am Parkplatz. Den riesigen Weg verlieren wir schon nach 5min, und dann nochmal dauerhaft auf der Querung Richtung Poncione. Nach anderthalb Stunden sind wir trotzdem am Fuss der eindrücklichen Wand. Zum Einklettern geht’s erstmal an die üppig gebohrte Route Self-Service:

 

Self Service – 6c

 

1.SL 6b – plattige Länge mit ein paar heiklen Moves, die uns beiden aber gut geht.

 

2.SL 6b+ - pumpige Piaz-Kletterei an runden Griffen abdrängenden Strukturen. Wie immer bei solchen Längen werden die Griffe vom Lang-Rumüberlegen auch nicht weniger rund, und man muss einfach gehen. Ich versuchs mit extra langrumüberlegen und muss mich schliesslich kurz ins Seil setzen.

 

3.SL 6c – super Länge. Gerade Hoch dann eine Untergriff Querung nach rechts und über ein par Aufschwünge nach oben. Dann etwa 10m einem steilen Fingerriss folgen, der aber immer wieder kleine Taschen und Fingerlock-Positionen bietet. Sehr geil.

 

4. SL 6c – ein Pfeiler will erklommen werden, der zu Anfangs einen kleinen Dynamo mit recht sin einen Seitgriff erfordert. Wenn man den trifft, dann geht’s eigentlich easy. Wenn nicht, dann leider nicht. Danach deuten die Bohrhaken an, dass man den Pfeiler plattig und grifflos weiterverfolgen sollte. Nur einen halben Meter daneben hats aber einen super Riss, den ich dann doch bevorzuge. Über diese zügig hoch (wesentlich einfacher als 6c) und in schöner Position zum Stand. 2mal abseilen zum Wandfuss.

 

Schöne Route aber sicherlich nicht die 4* aus dem Extrem Süd. Nur die 3. SL ist richtig fett. Sonst aber von den Zügen her zwar fordernd aber weniger schön. Zudem ist die Felsoberfläche teilweise leicht splittrig und es gibt ein paar Flechten. Kein Vergleich zu den Routen im rechten Wandteil. Cams überhaupt nicht nötig, auch wenn es genügend Risse gäbe.

 

Danielli-Pohl 6c+

 

1.SL 6c+ - eine richtige Knallerlänge. 15m über Bänder und Aufschwünge schräg nach links hoch wo sich 2 Fingerrisse verzweigen. Dann geht’s los, aber wie. Erst beide Riss benutzen dann rüber in den rechten und auf einer Quarzader antreten. Hier rutscht mir doch tatsächlich der Fuss weg, schade. Nun also den rechten Riss nach oben, meist in abdrängenden Piaz Moves, immer wieder aber auch mal ein Fingerklemmer bis oben dann ein paar erlösende Handjams kommen. Super geil. So viele Bohrhaken, dass man mit Trittschlinge auch komplett A0 klettern könnte.

 

2. SL 6a+ - eine absolute Traumlänge. 30m dem durchgehenden Riss folgen. Abwechselnd Handjams und kurze Piaz Moves, die sich aber immer super auflösen. Warum muss man eigentlich immer schwere Sachen klettern? 6a+ macht doch viel mehr Spass! 2-3 Cams sollte man legen, sonst gibt’s Bohrhaken. Wäre auch ohne Probleme komplett Clean möglich, aber wir sind halt in der bolted Gotthard-Region und nicht in Chamonix. Die folgende 5a Länge, lässt sich direkt anhängen. Genialer Hangel-Quergang an einer Schuppe nach links zum bequemen Stand.

 

3. Sl 6a+. Fordernder als es der Grad erwarten lässt, aber wieder traumhaft. Eine Verschneidung hoch, dann ums Eck und in die nächste Verschneidung, die immer steiler wird. Oben ein paar athletische Moves über den abschliessenden Überhang. Die Griffe sind allesamt gut und eckig, aber recht weit auseinander. Genial.

 

4. SL 6b+. Crux ist der Aufschwung direkt über dem Stand. Zuerst den grossen Riss rechts benutzen bis man auf dem Knubbel steht und den oberen Bohrkaken klippen kann. Dann eine Traverse an zwei kleinen Griffen, die einzig schwere Stelle der Länge. Danach geht’s weiter wie zuvor. Risse und Verschneidungen mit tollen Moves. Irgendwann hören aber plötzlich die Bohrhaken auf (war das Geld aus?) und man sieht vor lauter Verschneidungen die Route nicht mehr. Ich geh also mal nach rechts, da dort noch eine andere Route hochzieht und es ausserdem einen super Handriss gibt. Nach dem Stand lehnt sich die Wand zurück und wir schenken uns die blockige 5a Länge zum Gipfel. 3 Mal abseilen über die eindrucksvolle grossteils überhängende Wand mit der 7b Route Via Lattea…. hm, nächste Jahr.

 

Insgesamt geniale Kletterei. Eigentlich 5* dafür aber vielleicht zu kurz. Und noch so viele andere Traumrisse rechts und links, die meisten wahrscheinlich viel zu schwer. So ein steiles Stück Granit findet man in der ganzen Gotthard-Region sonst nicht. Der Abstieg geht in einer Stunde, da wirs diesmal doch tatsächlich schaffen den Weg nicht zu verlieren.

 

 

 

 

Mittwoch, 16. September 2015

Zuestoll - Chico Mendez 7a


Gefühlt über hundert Mal bin ich schon mit dem Zug oder Auto am Walensee entlang gefahren und habe zu den eindrücklichen Südwänden der Churfirsten hinauf geschaut – wohlwissend dass eigentlich nur der mittlere der sieben, der Zuestoll guten Fels zum Klettern bietet. Nun war es endlich soweit, dort einmal selbst Hand anzulegen. Das Ziel: der Neoklassiker Chico Mendez, 7a.

 

Gemeinsam mit Timm geht es mit 3 verschiedenen Zügen, einem Postauto, einmal Sessellift und etwa einer Stunde Zustieg auf die Palisniederi, den Sattel zwischen Zuestoll und Brisi. Hier öffnet sich der Blick auf den 1500m tiefer gelegenen Walensee und nach links in die verdammt eindrückliche Zuestoll Südwand. Die Traverse zum Einstiegs-Balkon ist ausgesetzt aber mit Seilen versichert. 4 Seilschaften sind schon in anderen Routen zu Gange, unsere ist frei. Während über den Glarner Alpen die Föhnwalze hängt, haben wir Sonne pur und leichten Wind. Nach einer 3er Länge über den leicht grasigen Vorbau geht’s nun aber ganz gewaltig los.

 

2.SL 6b: Recht konstant im 6b Bereich steige ich den Pfeiler in Richtung erstes Dach vor. Immer wieder muss von links nach rechts gewechselt werden, um die Seitgriffen bedien zu können. Gar nicht so leicht die richtige Sequenz zu sehen. Die Hakenanstände sind OK aber doch fordernd. Ausserdem muss ich mich erst mal wieder an die Kalkkletterei gewöhnen. Crux ist ein Aufsteher, bei dem ich mich doch erst mal überwinden muss.

 

3. SL 6c: Timm steigt wie immer souverän vor, meckert allerdings etwas darüber dass es auf den ersten 10m eigentlich nur Untergriffe hat. Im Nachstieg geht’s recht gut. Zuerst diagonal nach links hoch, immer wieder mit viel Körperspannun g an guten Untergriffen auf Reibung antreten und hochlaufen. Dann eine –oh wunder- Untergriff-Traverse nach rechts über dem Überhang, wo man einigermassen stehen und schütteln kann. Crux ist wiedermal ein plattiger Aufschwung bevor es leichter wird. Kurz vor dem Stand noch einmal ein boulderiger Move in einer kleinen Verschneidung.

 

4. SL 6a: Ein steiler Aufschwung wird an erstaunlich grossen Griffen überwunden. Geht alles, aber irgendwie strengt es mich doch recht an heute, und ich bin immer wieder einigermassen gepumpt. Der Flow will nicht so richtig aufkommen. Kurz vor dem Stand muss ich gar 3 mal wider abklettern und schütteln bevor ich mir den Move an zwei eher schlechten Seitgriffen zutraue. Hm.

 

5. SL 6a: Fulminanter, männlicher Start an einem Überhang mit immerhin recht guten Griffen. Nach nicht mal 20m ist die SL dann aber auch schon fertig, damit der Standplatz noch auf dem Grasband ist.

 

6. SL 6b: Das nun folgende Gemäuer sieht beindruckend steil und kompakt aus. Aber irgendwie schiebe ich mich Stück für Stück nach oben. Immer wieder eine kleine Leiste hier, eine runde Delle zum Stehen dort. Nach etwa 15m kommt die Crux. Ich zögere so lange bis mir schliesslich der rechte Fuss wegrutscht und ich 2m tiefer im Seil hänge verdammt, das war unnötig. Wieder hoch jetzt aber. Hochantreten, irgendwie aufstehen, und sich nach links auf ein paar guten Tritten etablieren. Jetzt ein Bohrhaken wär cool, der kommt aber leider erst 1m weiter oben. Kurzer Anflug von Panik, muss irgendwie gehen. Tatsächlich ist es aber nur noch ein Move bis zum Riesenhenkel neben dem Bolt. Entwarnung. Anhaltend geht es weiter. Eigentlich super Kletterei, aber irgendwie erholen sich meine Unterarme nicht mehr so richtig. Einmal muss ich zum Klippen doch so gar in die Schlinge greifen, weil meine linke Hand den grossen Griff einfach nicht mehr halten will. Timm fands dann natürlich nicht so schwer. Danke.

 

7. SL 7a. Erst eine steile Schuppe gefolgt von einer spektakulären Traverse nach rechts. Dann verschwindet Timm ums Eck und das Seil bewegt sich erst mal ziemlich lang gar nicht mehr. Irgendwann vernehme ich ein gedämpftes 'Aufpassen' , dann wieder lange nix. Nach für einer für Timm'sche Verhältnisse halben Ewigkeit, scheint er aber drüber zu sein und ist nach ein paar Metern am Stand. Warum er solange gebraucht hat, merke ich dann aber, als ich im Nachstieg selbst an der Stelle stehe. Rechts draussen noch ein schöner Seitgriff, zum Ausruhen, den man aber auch gar nicht mehr loslassen möchte, da auf den nächsten 2m wirklich gar nix gescheites kommt. 'Nimm den Sloper links' ruft er mir von oben zu. Welchen Sloper bitte? Mit den Füssen kann man einigermassen antreten, sich dabei aber auch wirklich an gar nichts halten. Mit ein bisschen Seilzug gegen's Nach-Hinten-Kippen geht’s es irgendwie. Im Vorstieg frei – keine Chance.

 

8. SL 6a. Ich bin wieder dran. Ein 20m cleane Rissverschneidung. Sieht steil aus, mit Spreizen, Handklemmern und ein paar Piazmoves geht’s aber easy und lässt sich auch super mit Cams absichern. Zum Zeitsparen hänge ich die letzte leicht brüchige SL gleich noch dran, in der man wirklich verdammt aufpassen muss, seinem Partner nix auf den Kopf zu schmeissen. Dann Stand am Gipfelkreuz, welches extrem wackelt, und eigentlich nur in einem Schutthaufen steckt. Viele Alternativen gibt’s aber nicht. Ich bitte also die zwei anderen Kletterer ihre Gipfelrast zu unterbrechen und sich von der anderen Seite ans Kreuz zu hängen. Ich halte Timm, das Gipfelkreuz mich, und die zwei das Kreuz. Sollte gehen. Die Sturzwahrscheinlichkeit in diesem Grad hält sich allerdings in Grenzen.

 

Um 16.10 ist Timm dann oben zum Handshake. Fast im Zeitplan. Leider fährt der letzte Sessellift um 17 Uhr und uns trennen noch 850Hm von der Station. Wir machen uns also zügigst an den Abstieg und gehen trotz Kniebeschwerden irgendwann zu Joggen über. Trotzdem sind wir am Schluss 7 Minuten zu spät, was uns der Liftmann schon von weitem durch Schwenken der arme bedeutet. Dass der Lift pünktlich schliesst und wir zu spät sind, gehört aber ebenso zu den Schweizer Alpen, wie die Ausnahme, die er uns nach viel Betteln  einräumt und uns doch noch ins Tal kutschiert.

 

Insgesamt eine super Klettertour. Hart bewertet. Im Vergleich zu anderen Gebieten könnte man auch überall ein + dazu geben. Super Fels, spektakuläre Exposition hoch über dem Walensee und der richtige Ort bei Südföhn. Ausserdem die nichtganz neue Erkenntnis, dass man wesentlich besser klettert wenn man jede Woche 3 Mal klettern geht (Timm) als wenn man sich abwechselnd in Firnwänden, Bikeparks oder auf Hochzeiten rumtreibt (ich).

Samstag, 1. August 2015

Grandes Charmoz - Cordier Pfeiler – 5+



Cordier Pfeiler – 5+


Nach wochenlangen Junggesellenabschieden, Hochzeiten, Chinareisen und Ringbandbeschwerden muss dringend eine richtig grosse Tour her. Zwar sitze ich die ganze Woche über verjetlagged in Hongkong, grosse Pläne kann man aber trotzdem machen. Mal wieder fassen wir den Walker Pfeiler ins Auge, und mal wieder schneits ein paar Tage vorher kräftig rein. Ausserdem wird das Wetter erst ab Sonntagmittag gut und ich kann maximal noch den Montag anhängen. Schweren Herzens disponieren wir um. Moritz will an den abenteuerlichen Tödi Nordgrat. Ich hab wenig Lust auf eine Tour, bei der man schon vorher weiss, dass es mehr Qual als Genuss wird, zumal wenn sie nicht schon ein jahrelang gehegtes Projekt ist. Schliesslich einigen wir uns auf den Cordier-Pfeiler an der Aiguille de Grandes Charmoz, der neben 25SL auch noch guten Fels verspricht. Noch bin ich etwas enttäuscht, wegen der geringen Schwierigkeiten aber auf die Schnelle kommen wir auf keine bessere Idee.


Mittags um 13 Uhr kommen wir nach längerer Anfahrt auf der Midi Mittelstation an. Die Sonne kommt gerade raus, das Timing passt also noch für eine westseitig ausgerichtete Halbtagestour. Wir deponieren unsere Rucksäcke auf irgendeiner Moräne und stapfen an den Einstieg der Route 'L'eau rance d'Arabie' am Pilier Rouge der Blaitiere Westwand. Eine Seilschaft seilt gerade zu uns ab, und berichtet von nassen Rissen ab der fünften Länge. Tja Jungs, ihr wart auch zu früh dran. Wir klettern trotzdem mal los, und hoffen dass 2h Sonne reichen, das bisschen Wasser zu trocknen.


1.SL – 6b, plattig, nicht allzu steil mit seichtem Fingerriss. Moritz steigt souverän vor.


2.SL- 6a, bisschen piazzen, bisschen Handriss


3.SL – 6a, erst mal ein etwas wackelige Querung nach rechts, in der Moritz (aus Langeweile?) noch einen 7a Kreuzzug einbaut, anstatt kurz abzuklettern. Dann aber ein sehr geiler Doppelriss bis zum Stand.


4.SL – 5c, schuppige nicht allzu schwere Kletterei


5.SL – 6b, die Crux Länge, an der die anderen beiden umgedreht haben. Die Bolts stecken recht eng, und der Crux Move ist wirklich verdammt schwer: steile Platte mit sehr kleinen Tritten, und mehr oder weniger grifflos. In der Schweiz wäre das eine 7a, und auch hier klettern wohl die meisten Leute die Stelle A0. So auch Moritz, der sich nicht lang aufhalten will. Ich kippe im Nachstieg nach hinten weg, als ich versuche auf den nicht vorhandenen Tritten zu balancieren. Nochmal sauber hinstehen. Schliesslich per Dynamo an einen kleinen Griff, geschafft.


6.SL – 6a, fetter einschüchternder Überhang, aber ich wage mich mal ran. Die paar nassen Stellen lassen sich gut umgehen, und die Griffe sind gross. Dadurch wird’s eine athletische Toplänge wie in der Kletterhalle. Danach eine spitzwinklige Verschneidung weite nach oben, mit spektakulären Bildern. Sehr geil.


7.SL – 5b. Erst der obligatorische aber nicht allzu schwere Offwidth, für den wir den 4er Cam dabei haben, dann Auslaufen.


Nach weniger als 3h sind wir oben. Sehr geile Route nach Chamonix Art. Sanierte Bolts wo man sie braucht, für alles andere reicht ein Satz Cams. Ohne die Querllwolke wärs noch wärmer gewesen, aber wenn durch die Wolkenlöcher den Hängegletscher gegenüber durchblitzt, dann stimmt das Ambiente so oder so. Wir holen unsere Rucksäche und stolpern über die Blockfelder rüber zur Moräne am Nantillons Gletscher, wo es einen Deluxe Bivi Platz gibt. Ganz kurz kommt auch nochmal der Cordier-Pfeiler zum Auschecken durch die Wolken, bevor wir uns dem Abendrotspektakel mit Mediterraner Pasta widmen.


Um halb 5 geht’s am nächsten Morgen los. Unten am Nantillons Gletscher sieht man 2 Stirnlampen, die sich aber noch nicht nach oben bewegen. The race is on. Wir eiern über wackliges Geröll und hartes Eis gen Einstieg. Zum Glück klemmt im Bergschrund ein grosser Felsbrocken, so dass man easy an den Fels gelangt.


Um halb sieben beginne ich die erste Länge, und verklettere mich gleich mal ohne Ende. Ich versuche mich in den Erstbegeher zu versetzen und folge dem leichtesten Weg über gestuftes Gelände nach links, wo es auch ein paar alte Schlingen gibt. Die folgende Verschneidung ist kurz aber leicht überhängend. Ich nehme den schmutzigen Handriss links davon, auch verdammt steil und mache darüber an Cams Stand. Moritz kommt nach und beschwert sich im folgenden Vorstieg über bröckelnden und viel zu schweren Fels. Irgendwas stimmt hier nicht. Mittlerweile haben 2 Spanier den Einstieg erreicht und bedeuten uns nach Blick aufs Topo dass die Route etwa 20m weiter rechts sei. Erst jetzt erinnere ich mich an Berichte, laut denen man auf keinen Fall nach links gehen sollte. Verdammt. Moritz klettert wi4eder ab und quert – was gottseidank gut möglich ist – hinüber zu richtigen Stand, den er zusammen mit dem spanischen Vorsteiger erreicht. Ich komme nahc und beginne nun die erste schwere Länge der richtigen Route.


Ein paar fiese Fingerrisse, die in der Schweiz wohl 6b, hier aber lapidar mit 5+ bewertet sind. Alles kletterbar, aber der viel zu grosse Rucksack mit Bergschuhen, Steigeisen und Pickel zieht gewaltig nach unten. Irgendwann spüre ich vor Kälte meine Finger gar nicht mehr und muss mich kurz ins Seil hängen, bis wieder Blut fliesst. Sorry an die Spanier. Dann geht’s weiter. Das erste Drittel des Pfeilers geht in etwa so weiter: jeweils eine 5+ (ha, ha) Länge, mit steilen Fingerrissen, die ich bekomme, gefolgt von einer grossgriffigen 4er Länge, die Moritz vorsteigt. Noch sind wir viel zu langsam, aber wenigstens sind die Finger nun warm. Stände kommen eigentlich alle 20m, und zuerst nutzen wir dummerweise auch fast jeden. Das zweite Drittel wird auch für mich etwas leichter und wir machen nun endlich Tempo und gehen die 60m immer voll aus, teilweise mit kleiner Synchron-Kletter-Einlage. Endlich arbeiten wir auch einen Vorsprung von über einer Stunde auf die Spanier heraus. Dann kommen wir aufs gosse Band und treten in die Sonne. Ich hänge noch 3 3er Längen synchron dran, bis wir kurz rasten.


Jacke aus, Essen rein, und weiter geht’s. Eine weitere Länge bringt uns an den letzten grossen Steilaufschwung. Moritz packt die folgende Verschneidung an. Senkrecht, grossgriffig, traumhaft. Am Salbit wäre das eine 5c … hier lapidar mit 4 bewertet. Und, wer hätte es gedacht, folgt darauf wieder ein cleaner Fingerriss, den ich bekomme, un der mal wieder verdammt nach 6b statt 5 aussieht. Allein schon der erste Zug kostet Überwindung. Sehr hoch auf Gegendruck antreten, 2-3 Piazmoves am Fingerriss dann links rausstehen, und einen Cam versenken. noch 5m genau so weiter, dann einen langen abdrängenden Diagonalriss nach oben. Eigentlich super Moves aber nach 20 SL, und mit dem grossen Rucksack, ist es verdammt schwer. Ich bekomm meinen ersten Krampf im Unterarm, und fluche nicht schlecht. Nun bekommt auch Moritz mal eine 5er Länge, die in einem genialen Hand-/Faustriss bis unter den grossen Überhang geht. Er baut einen provisorischen Stand an einer Schuppe.


Wie es weiter geht sind wir uns nicht sicher. Durch den Überhang führt ein 20m langer Offwidth. Sicher, man kann ab und zu neben dran auf Knobs stehen, aber reicht ein 4er Cam? 10m weiter links hängen schlingen und NH in einem Fingerriss, leider getrennt durch eine teile nicht absischerbare Platte. Es ist 3 Uhr und wir wollten eigentlich um 7 die letzte Seilbahn bekommen. Moritz plädiert für Abbruch, aber ich kann mich noch nicht entschliessen. Eigentlich trennt uns nur noch eine schwere SL vom Gipfel. Oh mann. Ich versuche zuerst den Offwidth, steige wieder ab. Quere dann halb in die Platte, kletter wieder zurück. Verdammt. Jetzt spielt die Psyche nicht mehr mit. Ist es jetzt dumm in meinem müden Zustand weiter zu klettern, nicht wissend wie schwer und ob irgendwie absicherbar? Ist es wert einen Sturz zu riskieren? Ich ringe mit mir selbst, und stimme schliesslich dem Abbruch zu. Wenn man 22 von 25 Längen klettert, dann gilt das eigentlich. Und immerhin bekommen wir so vielleicht noch die Bahn.


Wir seilen 2 mal über die Route und dann nach Süden in Richtung Gletscher ab. Wegspuren bringen uns auf den Nantillon Gletscher. Schuhe wechseln, anseilen. Mittlerweile ist es 6 Uhr. Verdammt das wird nix mit der Bahn. Über den Gletscher geht der Abstieg zügig, dann müssen wir aber den unteren Abbruch über den Rognon umgehen. Steigeisen wieder ab. Erst ein kleiner Weg dann aber wieder abseilen, bis wir schliesslich auf dem unteren Gletscher ankommen. Steigeisen wieder an, Seile weg. Alles kostet gewaltig Zeit und wir sind erst um halb 8 zurück am Biwakplatz. Wir sehen dass die Bahn noch fährt, wahrscheinlich für verspätete asiatische Touristen. aber wie lang noch? Worst case wäre, hinüber zu traversieren, und dann doch nicht mitfahren zu können. Wir (fehl-)entscheiden uns also für den 1300Hm Abstieg nach Chamonix, der sich ohne Ende in die Länge zieht und die ohnehin schmerzenden Muskeln vollends zerstört. Die Seilbahn fährt noch bis fast 9Uhr immer wieder an uns vorbei. Merde. Irgendwann wird es dunkel und es ist 22Uhr als wir am Auto ankommen. Tja, diese Portion Leiden gehört halt zu den grossen epischen Chamonix Touren dazu. Noch stehen uns ja 3 ½ Stunden Heimfahrt bevor.


Bevor Moritz sich kurz nach Martigny schlafen legt und ich die letzten 2 ½ Stunden allein auf der Autobahn gegen Blitzer, geschlossene Raststätten und den Sekundenschlaf kämpfe, haben wir noch genügend Zeit die Tour zu diskutieren:
 
Erster Fehler: Route grandios unterschätzt und nicht ernst genommen. Nur 5+. Ha ha.
Zweiter Fehler: Nicht richtig vorbereitet (wie auch in HongKong), deshalb kein gescheites ausgedrucktes Topo dabei, zu wenig Betas gelesen, verklettert etc etc.
Dritter Fehler: viel zu grosser und noch dazu ungeeigneter (weil Ski-) Rucksack, bei dem ich kaum die Arme heben kann. Im Endeffekt hätten wir auch komplett abseilen können, und dafür die Kletterei wesentlich mehr geniessen.


Aber hey. Das sind die epischen Touren, an die man sich noch Jahrzehnte erinnert, während die genussvollen Plaisir Routen in der Erinnerung irgendwann alle ineinander verschwimmen.


 

Freitag, 3. Juli 2015

Wellhorn - Kundalini 6b+

Vor lauter anstehende Hochzeiten habe ich das Gefühl das der Sommer schon wieder vorbei ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Da muss unbedingt wenigstens eine grosse Mehrseillängentour her. Das Wetter ist heiss und stabil, die Tage lang, dazu Vollmond. Eigentlich böten sich die ganz grossen Touren an, aber mal wieder hab ich nur einen Tag Zeit. Mit Valery fahre ich also freitags früh morgens nach Rosenlaui.

Nach anderthalb Stunden Anfahrt und einer Stunde Aufstieg stehen wir am Fuss der Wellhorn-Ostwand. Eine eindrückliche Wand. Unser Ziel die Kundalini - zwar die kürzeste Route hier aber immer noch 450m und 15 SL. Noch weht ein kühler Wind vom Gletscher her - und wir wählen die lange Hose. Dass die nächsten 8h eher wie im Backofen werden würden hätten wir uns allerdings denken können.

Nach einer gar nicht so leichten 2er Zustiegslänge gehts los, ich bekomme die erste schwere Länge.

1.SL 6b+, etwas knifflig aber gut kletterbar geht es über ein paar Aufschwünge nach oben. Schlüsselstelle ist ein Aufsteher auf eine Platte mit nur einem gutem Griff, der sich aber mit einem Kreuzzug doch gut klettern lässt.

2. SL 5c, ein paar plattige Moves.

3. SL 6b, in Erinnerung bleibt vor allem die zweite Hälfte, in der plötzlich scharf nach rechts traversiert wird, wobei die Haken weit gesteckt sind und auf dem hellgrauen Fels kaum erkennen lassen. Unbedingt Halbseiltechnik sonst kommt man hier gar nicht mehr vorwärts.

4. SL 5c.

5. SL 6b. nachdem bis jetzt alles so gut gelaufen ist, kommt nun die Länge, in der ich mir meinen Onsight versaue. Eigentlich ists nicht schwer, aber ich kann mich nicht recht entscheiden ob ich den kleinen Pfeiler plattig auf seinem Rücken, links gutgriffig aber überhängend oder aber rechts weniger steil dafür abdrängend klettern soll. Ich versuche es mittig und habe plötzlich keinen guten Griff mehr in der Hand. Eiegntlich noch kein Problem. In diesem Moment reisst wegen der warmen Temperaturen das Stück Gummi aus der Sohle meiner alten Katanas auf dem ich stehe. Abflug. So ein Scheiss,

6. SL 4a, Quergang, teilweise mit Fixseilen.
7. SL 5c, nochmal ein plattiger Quergang dann an grossen wacklig aussehenden Blöcken steil nach oben. spätestens hier entwickelt sich ob der Linienführung leichte Skepsis, und die Eleganz geht irgendwie verloren.

8. SL 6a
9. SL 6a+. nur 15m aber dafür heftig anstrengend. Die diagonale Felsstruktur des Wellhorns ist hier besonders ausgeprägt und die Moves sind nicht ganz straight forward. Besonders die letzten 2 Haken sind gefühlt recht weit weg. Eine Abfolge von 5-6 kniffligen Moves an versteckten Seit-Griffen diagonal nach oben steht an, die Füsse stehen über dem letzten Haken. Nach dem ich allen Mut zusammen nehme gehts. Insgesamt eher 6b+ oder sogar 6c, aber super schöne Rätikon-ähnliche Kletterei.

10. SL 6b. schwierige kleingriffige Kletterei. Endlich bekommt auch Valery mal eine schwierige Vorstiegslänge. Nach 2 Dritteln kommt die Crux (subjektiv der gesamten Route), ein scharfer positiver Griff, an dem man irgendwie einen Handwechsel bewerkstelligen muss, und erst dann klippen kann. Valery greift schliesslich in die Schlinge, ich rette mich im Nachstieg gut gepumpt drüber.
11.-14 SL. jeweils 6a, aber gut kletterbar und eher kurz.
15. SL 6b, ich bin wieder dran, für die letzte schwere Länge. Schräg nach oben Richtung Überhang. Dieser hat eigentlich ganz kurze Griffe, ist aber etwas staubig. Woher der Staub kommt, merke ich als ich plötzlich mitsamt abgebrochenem Griff im Seil hänge. Wieder hoch. Nun etwas vorsichtiger, diesmal geht's easy. Dann noch ein cooler Ausstiegsmove von einem abgespaltenem Block, und wir sind oben.


Abgesehen von der Querungslänge geht's in zügiger Abseilfahrt nach unten. Die Kletterei war eigentlich recht schön, aber natürlich nicht von Wenden-Qualität. Zu viele Bänder verderben den Flow und die Exposition. Die diagonale Schichtung ist gewöhnungsbedürftig und nervt irgendwann etwas. Trotzdem: Eine solch grosse Wand ist so schnell von Zürich sonst kaum zu erreichen.


Montag, 29. Juni 2015

Breitlauihorn Nordwand



Schon seit 3 Wochen schielen Moritz und ich auf eine Nordwandbegehung mit möglichst viel schwierigem Kombigelände, um danach dann endlich guten Gewissens in den Felssommer zu starten. Immer wieder macht das Wetter aber einen Strich durch die Rechnung. Schliesslich kündigt sich dann doch noch ein stabiles Hoch an, allerdings haben wir nur einen Tag Zeit. Das grosse Ziel Gletscherhorn passt da leider nicht rein, aber im Lötschental bieten sich ein paar Alternativen an, die sich vom Tal aus an einem Tag machen lassen.

Rund 6 Wochen nach meiner Breithorn-Befahrung schlagen wir also wieder an der Fafleralp auf. Mittlerweile ist einiges los, und man kann nicht so einfach auf dem Parkplatz biwakieren. Wir gehen also noch 10min weiter bis zu einem kleinen Lärchenwald. Noch haben wir uns nicht entschieden, welche Wand wir eigentlich machen wollen. Die 700Hm Nordwand des Lötschentaler Breithorn sieht eindrücklich aus, wie verzichten aber wegen dem recht komplizierten Abstieg, Die Lonzahörner links daneben haben mit 1000Hm die höchste Wand. Da diese aber auf 2500 anfängt, ist der untere Teil schon recht aper und sieht wenig interessant aus. Schliesslich entscheiden wir uns für das Breitlauihorn.. 900Hm Wandhöhe, immer noch recht eingeschneit, dazu ein recht direkter Abstieg.

Um 2.45 laufen wir los und kämpfen uns erst auf kaum sichtbaren Wegspuren, schliesslich weglos durch Blaubeersträucher, Alpenrosen und über grasige Moränen bis auf 2400 der Schnee anfängt. Steigeisen ran, Gurt an und weiter bis die Wand immer mehr aufsteilt. Auf 2800 wechseln wir nach gesamt 3h dann auf zwei Eisgeräte und hängen uns mal profilaktisch Eisschrauben und Cams an den Gurt. Erstmal gehts aber seilfrei weiter.

Das grosse Couloir ist von tiefen Lawinenrinnen geprägt. Die Durchschnittsneigung ist 45-50° wobei kurze steilere Aufschwünge mit kleinen Podesten abwechseln. Der Schnee ist hart und ausreichend und wir kommen recht schell vorwärts. Im Mittelteil wird der Schnee weicher und wechselt zu einem gedeckelten Pulver. Die Zacken greifen natürlich nicht mehr so gut, aber bei dieser Steilheit ist das immer noch OK. Vernünftig sichern liesse sich eh nicht, so dass die Seile weiterhin im Rucksack bleiben. Auf 3400 kommt die vermeintliche Schlüsselstelle der Wand. Normalerweise eine heikle Kombistelle, um in das Ausstiegscouloir zu gelangen. Bei uns ist aber alles perfekt eingestellt. Kurz wirds um die 55-60°C, dann sind wir aber schon im Couloir, welches weitere 200Hm zum Gipfelgrat zieht. Nun ja. Nach nur 3h Wand steigen wir also um 9Uhr in die Sonne auf den Gipfelgrat aus und wissen nicht recht ob wir uns ob der schnellen Begehung freuen, oder aber darüber ärgern sollen, dass es eigentlich viel zu leicht war. Schön hier oben zu sein, ists aber auf jeden Fall. In wenigen Minuten gehts weiter auf den Gipfel wo wir erstmal genüsslich päuselen.

Der Abstieg gestaltet sich zwar straight forward aber doch recht mühsam. Auf hartem steilem Schnee gehts über den Loibinbachgletscher nach unten. Die Spalten sind grossteils vom Lawinenschnee gefüllt, aber das steile Abwärtsgehen geht mächtig in die Beine. Ich erinnere mich wieder warum ich eigentlich keinen Bock auf Hochtouren mehr ab. Ein Königreich für Ski. Anyway. Irgendwann ist auch das geschafft, wir packen die grossteils unbenutzte Eisausrüstung wieder in den Rucksack und stolpern die verbleibenden 600Hm ins Tal, wo uns tropische Temperaturen und eine Terasse mit kühlen Getränken empfangen.

Fazit: Bei diesen Verhältnissen mit moderner Ausrüstung eine nicht all zu schwere Tour. Statt den im SAC Führer angegebenen 9-13h ab Fafleralp haben wir 6 gebraucht. Auch recht. Insgesamt würde ich mir die Wand wohl mit Ski zu trauen und sicherlich einmal einen Versuch wagen. Die Steilheit wäre machbar. Der Schnee sollte dann aber wesentlich ebener und weniger lawinenzerfurcht sein. Nächstes Jahr.








Sonntag, 7. Juni 2015

Lenzspitze Northface

May had been a bit frustrating so far. Conditions for steep skiing were good in general but somehow it did not work out for the real big lines. Some weekends I misjudged the weather and did not even go, on others we did go, and the weather turned out to be worse than forecasted. While the snow is melting rapidly, the desperate feeling of having missed a decent season finish grows.

When the 4th of June brings some catholic holiday, I take the decision to go for Lenzspitze. It had been skied in excellent conditions the weekend before, and Dani's picture of the face taken from Nadelhorn looks very promising. To finally get my season highlight I even accept to carry the skis all the way up to Mischabel hut, even if I was by myself. However, it turns out that Javi, the only person even more desperate for a good tour, can finally take one day off from his domestic duties.

When we meet in Visp on Wednesday afternoon, the thermometer shows 32° C. Skiing? Really? Luckily the car's air con makes us forget about these doubts and once in Saas Fee we can even see some snow.... high high up. Mischabel hut looks as far away as always when we leave the Hannig gondola station with heavy backpacks. Luckely there are some clouds and a bit of wind. Without hurrying to much we make the ascent on the summer trail in about two and half hours. Still by far the longest ever approach to the snow for me. Well, well. Sitting home in despair is worse. We share the hut with two guys from Bern who aim for the Hohberghorn northface... without skis though. Good luck.
After a short night without much sleep, we start our ascent around 4am under a bright full moon. It's warm. Too warm. Already the first steep section to get from the hut to the glacier has deep, rotten snow. I think of the two pedestrians who had left an hour before. No chance without skis. And in deed, after half an hour we meet them on their way back to the hut. They had reached Windjoch but then turned because of the deep snow. We keep skinning up Hohbalmglacier to reach the plateau underneath the big white shield of Lenzspitze's beautiful north face. At 3600 we deposit all stuff we don’t need including avalanche gear and trainers, and prepare for the long bootpack up the face.

With surprisingly light backpacks we tackle the face at 6am. The bergschrund is big. About 1m wide and the upper lip1.5m high, the bergschrund spreads almost over the entire face. We spot a bridge on its very right. The snow bridge feels pretty solid when we traverse it but the real pain begins on the other side. A 15m traverse 2m above the deep hole brings us finally into the face. The sun is already strong on this east facing slope and the snow is soft, almost bottomless. I brake trail, leaving hip-deep holes, at times without bottom. I switch to walking on my knees to distribute my weight more equally. Finally we reach some old tracks that mount the face in one big diagonal line. The next two hours is not much more than an automatic sequence of axe, axe, foot, foot; 10 repetitions, then a quick break for sip from the camelback and to wipe the sweat out of my eyes. The snow is rather soft and the face – even though 50° in average- doesn’t seem too steep. What a difference in perception when I compare to my first ascent (without skis) 2010 with Salome. Impossible to ski I had thought that time - now I'm not even worried. Then I reach the north-east arête 50m below the summit. Here the ice is close below a thin layer of snow… still not a problem. Some easy mixed climbing finally brings me to the very pointy summit. What a feeling standing here with skis, knowing that the highlight of the day if not the season is still to come. Javi joins me 10minutes later, also with a big smile.

We keep the break short and quickly down-climb a few meters on the west arête till we reach a small platform to put the skis on. A last careful check of bindings and equipment then Javi takes off into the face traversing the upper part somewhere between 50 and 55°. I follow closely after. The face falls in one huge go 500 vertical meters to the glacier plateau. The grip is good and I dare the crucial first turn, directly followed by a second. The edges hold perfectly and now we’re ready to let it go. As the face is a bit concave the snow on skier’s right is rather hard and a bit icy. On skier’s left the sun has already softened up the snow quite a bit, so sluff management is important. Finding a good line between those two extremes it takes me only a few minutes until I’m down the first 300 meters. Wow, what a feeling. The sluff is rushing behind me while I ski the 50° slope in big turns, only pausing once to take a few pictures of Javi. Then the bergschrund – not a big obstacle for a skier with enough speed. A drop over the black hole and I’m on the slopes below the face. Some high speed turns in perfect corn snow bring me back to our stuff depot. What a feeling. Is it worth all the effort for less than 10minutes of pure adrenalin? Definitely yes.

I see Javi dropping the bergschrund in the same manner and when he arrives at our depot a few seconds after, one smile is bigger than the other. We congratulate each other on the best descent of the season.



What’s left? Well, another 1000 vertical meters of fine steep slopes, unfortunately in way to soft snow. We don’t bother; glad that we can at least ski instead of carry. At 2600 we make the last turn of the season and hike down the remaining 400m to the ropeway. A large beer and a basket of chicken wings on the terrace with view of the magnificent face that we skied only 2 hours earlier round up a perfect day.
























 

Samstag, 16. Mai 2015

Lauterbrunner Breithorn - SW Couloir AS-

Nachdem das erste Maiwochenende literweise Regen bis 3000m und darüber viel klebrigen Schnee gebracht hat, müssen die Bedingungen für Steep Skiing nun eigentlich top sein. Dementsprechend hat unsere Email Konversation während der Woche dann auch zu viele Freiheitsgrade um wirklich zielführend zu sein. Sind die steilen Eiswänden tatsächlich gut eingeschneit? Bishorn? Fletschhorn? die Webcam gibt auch nicht wirklich Auskunft. Oder war gar Wind drin? Nics Argument, dass ein Südcouloir dagegen eine totsichere Alternative sei, zieht schliesslich. Pünktlich als sich die Wolken am Samstag abend verziehen, richten wir uns also zum Bivak an der Flafleralp im hintersten Lötschental ein. Ziel: das SW Couloir aufs Lauterbrunner Breithorn. Eine wunderschöne Linie, nur alle paar Jahre einmal gefahren, die noch im letzten Abendlicht glänzt.

Gegenüber schimmern die Steilflanken der Lötschental Wildside sehr sehr weiss, selbst das Bietschhorn sieht schon fast wie ein Skiberg aus. Line um Line erscheint je länger man guckt.
Auf 3000m sind aber fast durchwegs grosse Abrisskanten von Schneebrettern zu sehen, deren Lawinenzüge sich bis zur Lonza erstrecken. Dort war wohl die Schnee-Regen Grenze. Aufpassen!

Sonntag morgens um 4 gehts los ins Innertal. Nach nur 30min Tragen fängt der Schnee an. Der Mond kommt hinter dem Breitlauihorn hervor, und wir können die Stirnlampen sogar ausschalten. Die Temperaturen sind angenehm. Camelback friert nicht sofort zu. Nach 3h und 1300Hm sind wir am Einstieg des grossen Couloirs auf 3100m. Dani macht ein unglückliches Gesicht. Schon wieder kündigt sich bei ihm ein Hungerast an. Diesmal noch früher als sonst. Er lässt sich ein bisschen Zeit und isst.

Nic und ich spuren schon mal los. Teilweise trägt der Schnee, teilweise brechen wir durch den Deckel. Alles in allem kommen wir aber gut voran und erreichen nach 450Hm zwischen 40 und 45° die Scharte zwischen grossem und kleinem Breithorn. Das Panorama ist schon jetzt gewaltig. Noch bessser sieht allerdings der folgende Steilhang und die Rinne durch das Felsband aus, welche zum Gipfelfirnfeld führt. Durchgehend Schnee, fast aber nur fast breit genug zum skifahren.

Dani sieht mittlerweile noch unglücklicher aus, und erklärt, dass für ihn Schluss sei. Das übliche flaue Gefühl im Magen. Schade. Für ihn ist es schon der zweite Versuch. 2012 Abbruch wegen schlechtem Schnee und heikler Kletterei, nun wegen Stoffwechsel. So gehen Nic und ich allein weiter. Natürlich ist der Schnee weniger gut als er aussieht, und ich fluche gewaltig als ich mich bei 53° mit nicht-tragendem Bruchharsch herumschlage. Als dann auch noch mein Steigeisen dumme Sachen macht, und auf einmal nur noch an der Fangleine herumbaumelt, ist mein Ärger perfekt. In einer delikaten Aktion balanciere ich auf einem freigehaktem Stein und schaffe es irgendwie das Steigeisen ab- und wieder anzuziehen.

Nic übernimmt die Führung in die ca 20m lange felsdurchsetzte Steilrinne. Wo sonst Kletterei bis 3 gefragt ist, lockt nun griffiger Schnee. Mit zwei Eisgeräte kein grosses Problem. Auf 3650 betreten wir das Gipfelfirnfeld. In nur 40° Steilheit geht es in der Sonne nach oben. Rundherum glänzen die Gipfel, 2000m tief unter uns liegt das noch schattige Lötschental und wir fühlen wie auf dem Dach der Welt. Es zieht sich länger als gedacht, aber wir geniessen die letzten Meter und deponieren schliesslich die Ski 3m unter dem Gipfelgrat.

Hier zeigt sich, dass das Breithorn nur aus einer Perspektive breit ist. Der Gipfelgrat ist nämlich eine verdammt dünne und luftige Schneide. Wächte? keine Wächte? Ich halte mich mal an den Felsen und strecke den Kopf über den Rand. Unsere auch schon recht exponierte Südseite erscheint wie eine flache Almwiese gegenüber den 1300m Nordabstürzen Richtung Lauterbrunnental. Im Reitsitz robben wir die 10m über den Grat. Der (kaum merklich höhere) höchste Punkt liegt nochmal 20m weiter östlich, was uns aber ziemlich egal ist. Gipfel!!! Wie fett.

Vorsichtig robben wir zurück und steigen noch vorsichtiger in die Skibindung. 11Uhr, die Sonne weicht das Gipfelfirnfeld langsam auf. Es kann losgehen. Es ist ein erhabenes Gefühl über dieses exponierte aber nicht zu steile Firnfeld zu cruisen. Dass der Schnee leicht brüchig ist, lässt sich verkraften. An der Rinne müssen wir für 20m leider wieder auf die steigeisen wechseln, was die Ästhetik der Line natürlich etwas stört. Anyway. Auch das Abklettern geht gut und wir klicken zum zweiten Mal in die Bindungen. Dani ist als winziger Punkt 500m tiefer auf dem Talgletscher zu sehen. Let's fetz! Wir halten uns rechts des Couloirs in der gut eingeschneiten Südwestflanke. Hier ist es etwas steiler aber dafür hatte der Schnee schon 2h Sonne. Klar es könnte noch ein bisschen weniger hart sein, aber das ist schon Leiden auf hohem Niveau. In weniger als 15min sind wir unten bei Dani und grinsen um die Wette. Wie geil. Vor uns liegt ein seidenfeiner Sulzteppich. Skifoan at its very best. Irgendwann wirds uneben und die Ski fangen an zu virbrieren aber was solls. Diesen Tag verdirbt so schnell nichts mehr. Noch 20min Tragen und wir stehen wieder am Parkplatz und schauen zurück auf diesen unglaublich fetten Berg.














Samstag, 25. April 2015

Altels West-Couloir D+



Und schon wieder. Nach 5 Tagen Sonne pur, ist für das Wochenende schlechtes Wetter vorhergesagt. Um der Frustration vorzubeugen muss also am Freitag unbedingt ein Eintäger her - was Ende April natürlich nicht ganz leicht zu finden ist. Zusammen mit Valery sitze ich dann also um 5.21 im Zug Richtung Kandersteg mit dem Ziel Altels Westcouloir - eine sehr schöne und selten befahrene Line. Und eben nach Westen orientiert, so dass man auch mittags noch ohne Nassschnee runter kommt. Die Seilbahn zum Sunnbüel, die wir gerne auch runter benutzen würden, fährt im April nur noch 3 mal täglich. Um 8, um 1 und um 5. Nicht viel Zeit für eine grosse Tour. Zaghafte Versuche der anderen Tourengänger, ob man nicht eine Zwischenfahrt um 3 machen könnte, erstickt der Seilbahn-Mann schon im Keim. Wär ja noch schöner seinen Fahrplan nur wegen der nervigen Kunden anzupassen.
So rennen wir also um 8.30 von der Spittelmatte los.
Der Zeitplan ist mehr als ambitioniert. 1700 Hm, davon 800Hm Bootpack, nach Möglichkeit in 3 1/2 Stunden. Valery kündigt schon mal an, dass er schon lange keine Skitour mehr gemacht hätte und sowieso eigentlich überhaupt nicht fit sei. Na dann. Die ersten 900Hm auf Ski und hart gefrorenem Schnee gehen dann aber tatsächlich in 1 1/2 Stunden. Längst haben wir die Autobahn Richtung Balmhorn verlassen und sind allein unterwegs. Wir nehmen die Ski auf den Rucksack und stapfen mit Steigeisen los. Das Couloir hat an den Engstellen etwas Lawinenschnee sonst aber eine glatte tragfähige Kruste. All zu steil ist es nicht. Ab und zu mal 45° meist aber deutlich drunter. Wir kommen recht gut voran und das Panorama wird immer spektakulärer. Als erstes taucht der Mont Blanc de Cheilon hinter dem Zackengrat auf, dann die Dent Blanche, dann das Matterhorn, das Weisshorn, der Dom, und und und. Sehr weiss sehen sie alle aus. Das kann noch eine gute Saison geben. Ich schaue andauernd auf den Höhenmesser und versuche einen Schnitt von mindestens 7 Hm/min zu halten. Der Abstand zwischen mir und Valery wächst aber immer mehr. Ganz auf den Gipfel zu kommen habe ich längst aufgegeben. Die kurze Kletterei im schlechten Fels würde zu viel Zeit kosten. Aber auf den Grat will ich. Und der kommt langsam näher. Hier ist die Wand süd-exponiert und die Sonne hat den Schnee schon ziemlich aufgeweicht. Dann kommt der Grat. Endlich. Ein Blick auf die Uhr: 12.13. fast im Zeitplan. Ich signalisiere Valery, der noch 150Hm weiter unten ist, dass wir umkehren, Er scheint nicht übermässig enttäuscht. Schnell ein paar Fotos über den Grat: uiuiui schaut der Eiger schon weiss aus. Rucksack runter, Steigeisen einpacken, Jacke anziehen, dazwischen 4 Scheiben Früchtebrot reindrücken, Stiefel zu machen, in die Bindung klicken.  12.20. los gehts.
Die ersten 150Hm in weichem Firn hoch über der Südwand, dann rüber ins Westcouloir, welches noch hart aber gerade am Ansulzen ist. Fast perfekt. Valery ist auch parat und in 10min heizen wir gemeinsam das Couloir runter. Je weiter wir runter kommen, desto perfekter wird der Sulz, und selbst mit seinen viel zu kurzen Ski hat Valery richtig Spass. Ohne Pause kommen wir um 12.45 auf der Spittelmatte an. 25min bis zum Bähnli, wäre da nicht der verdammte 80Hm Gegenanstieg in der Mittagshitze. Muss irgendwie gehen. Wir versuchens erstmal mit Skaten und Schieben. Viel zu heiss, Jacke aus, weiter. Und dann kommt doch tatsächlich ein Schneemobil vorbei, und wir dürfen uns dran hängen. In weniger als 5 min sind wir beim Bähnli, und kurz darauf unten zurück im Sommer. Perfekt.