Übers Wochenende schneit es in der
gesamten Schweiz zwischen
40 und 70cm; fast komplett ohne Windeinfluss, da das Tief
mehr oder weniger über den Alpen zu liegen kommt. Dazu sonnig und trotz Anfang
März richtig kalt. Perfekteste Powderbedingungen also. Während also gefühlt
alle den besten Tag der Saison erleben, gehe ich sonntags aus
unerfindlichen Gründen mit Sofia nach Elm, wo der Schnee nicht nur schnell
verspurt sonder wegen der Südorientierung auch noch ab 11 Uhr schon unfahrbar
schwer wird. Dumm Dumm Dumm. Schon am Sonntagnachmittag
setzt also das unvermeidliche Stressgefühl ein, etwas verpasst zu haben, und
lässt auch am Montag noch nicht nach. Das einzige was hilft ist möglichst
schnell ein grosses Projekt bei perfektem Schnee.
Ziel: der dolomitenmässige Canale del
Emperador auf der Nordseite des Chaiserstuels.
Als es Dienstag noch mal 20cm oben
drauf haut
und die Lawinengefahr folglich auf erheblich springt, sehe ich meinen Plan
schon wieder gefährdet. Den ganzen Tag beobachten wir die Windmessstationen.
Nichts regt sich. Ungebundener Powder ohne Windeinfluss ist beherrschbar,
solange man auf Sluff Acht gibt. Wir entscheiden uns einen Versuch zu wagen.
Gemeinsam mit Valery und Thomas laufen
wir bei -10Grad mittwochs
morgens an der Bannalp los. Vor uns spurt eine 2er Gruppe den ersten Hang, so
dass wir zügig zur Querung unter dem Chaiserstuel kommen. Wir wollen den Sattel
an der Einfahrt zum Canale über das Westcouloir erreichen. Der Hang dort hin
steilt nun merklich auf und wir diskutieren die Lawinengefahr. Der Schnee ist
auf über 40cm locker und ohne kompakte Schichten, so dass wir alle ein Go geben
und anfangen zu spuren. Mal in engen Kehren über einen steilen Rücken, dann
wieder im Zick Zack durch das Couloir. Die Steilheit schwankt zwischen 30 und
40 Grad. Zweimal schnalle ich die Ski kurz auf den Rucksack als es zu eng für
Kehren wird, im Grossen
und Ganzen
geht der Aufstieg aber gut mit Ski. Je höher wir kommen desto spektakulärer
wird das Ambiente. Links und rechts tief verschneite Felsen und Spines dazu der
Blick in Richtung Luzern. Nach insgesamt 2h15 sind wir am Sattel. Eine riesige
Wächte zeichnet sich ab, die sich aber am linken Rand umgehen lässt. Wir
bereiten uns für die Abfahrt vor.
Wir befestigen das Seil um einen Block und ich quere
gesichert in den Einstiegshang. Ich mache ein paar übertriebene Jumpturns mit
dem Seil als Backup, um die Festigkeit des Schnees zu testen. Ausser ein
bisschen Sluff rutscht auch beim Herumspringen nichts. Daumen hoch. Ich mache
das Seil los und fahre los. 45°, 50cm Powder. Besser geht kaum. Das Couloir ist
Grossteils
ca. 10m breit. Gerade genug für grosse Turns und 3 Spuren. Nach 150m
traversiere ich nach rechts auf einen Rücken und positioniere mich zum
Fotoshooting. Thomas kommt und fährt das nächste Stück bis er hinter einem
Felsen warten kann. Dann Valery mitsamt GoPro. Nach etwa 2/3 kommt die
Engstelle. Auf ca.
30m ist das Couloir nur etwa 3m breit. Wir machen ein paar vorsichtige Turns
und stellen dann die Ski gerade. Die Steilheit ist nun moderater so dass man
20m Straightline ausreichend kontrollieren kann. Für weitere 100m öffnet sich
das Couloir wieder etwas für ein paar letzte grosse Turns, dann spuckt uns die
Schlucht einer nach dem anderen auf die grossen Hänge darunter aus. Sehr, sehr
geil. Wie immer bei so perfekten Verhältnissen ist es viel zu schnell vorbei.
Mit den grossen Ski fährt man 400Hm halt in nur ein paar Minuten. Egal.
In grossen Turns geht’s es den schönen
Hang weiter bis ins Tal, und zügig Richtung Oberrickenbach. Im Schatten immer
wieder Traumschnee in den Südhängen allerdings mit wenig Unterlage. Um 11.45
sind wir zurück an der Seilbahn. Thomas und ich wollen eigentlich ins Büro –
ist ja schliesslich Mittwoch. Aber der Bus fährt erst in einer Stunde. Reicht
das noch für einen Run? Nicht ganz für das Couloir aber mit der Seilbahn hoch,
noch 200Hm zu Fuss liegt allemal drin. Um 12.30 fahren wir also bei etwa 2100
in den grossen Nordhang ein. Erst offenes Gelände, dann am Waldrand mit
sagenhaften Pillows. Wären die letzten 300Hm nicht mit so wenig Schnee, müsste
man das eigentlich den ganzen Tag wiederholen. Valery will nochmal hoch aber
der hat ja auch keinen Job zurzeit.
Thomas und ich lassen es gut sein, nehmen den Bus und sind um halb 3 im Büro. A
perfect day.
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